Tagebuch Anreise und Werft-Zeit

Am 2. Mai heißt es gegen Abend wieder Abschied nehmen von zu Hause. Von Bremen aus geht es zunächst nach München. Diesmal wiegt mein Gepäckknapp über 20 kg. Deshalb landet das kleine Zelt, das ich als Notunterkunft gerne mitnehmen will als zweites Stück Handgepäck in meiner Hand. Beinahe muss ich es doch noch zu Hause lassen (was im nach Hinein besser gewesen wäre...) da die Heringe natürlich in der Sicherheitskontrolle auffallen. Der Beamte ist aber kulant und lässt mir die sehr stumpfen Heringe nach Begutachtung durch gehen.

Der Langstrecken Flug nach Sao Paulo geht mit ein paar interessanten Filmen und etwas Schlaf recht schnell vorüber.

Auf der Weiterreise nach Porto Alegre versuche ich doch mal das Zelt mit aufzugeben, da es mir als Handgepäck doch ein bisschen lästig war. Es geht auch problemlos mit durch. Kommt aber leider in Porto Alegre nicht mehrvollständig an: Nur noch die Heringe sind in dem Sack, in dem mein Rucksack steckt. Der Schutz-Sack hatte sich oben aufgedreht und da muss der Zeltbeutel irgendwo raus efallen sein. Wo lässt sich leider auch vom Flughafen Personal nicht mehr eruieren. Der Beutel hat ja schließlich kein Gepäck Label und ist zumindest in Porto Alegre nirgends zu finden. Dumm gelaufen.

Der Flug konnte wegen Nebel in Porto Alegre erst mit 2,5h Verspätung starten. Deshalb verzögert sich die Ankunft wohl doch bis zum Abend.

Die 3stündige Busfahrt verläuft unter zeitweise heftigen Regengüssen. Bei Ankunft an der Werft ist es schon dunkel aber wieder trocken. Ari hat nach der Nachricht die ich ihm aus dem Bus geschickt hatte offenbar vorgesorgt: Noch während ich mein Gepäck aus dem Taxi lade geht das Tor wie von Geisterhand auf und ich werde von 2 Werftarbeitern herzlich begrüßt. Sie haben auch gleich den Zweit Schlüssel für's Boot und eine Fernkontrolle für das Werfttor für mich mitgebracht.

Im Boot recht viel Wasser, das ich noch am Abend lenze. Es riecht alles sehr muffig. Offenbar hat das mit dem regelmäßigen Lüften nicht geklappt weil der Schlüssel, den ich bei Ari zu Hause abgegeben hatte seinen Weg die ganze Zeit nicht zur Werft gefunden hatte.

Die Werft hat offenbar viel zu tun: Insgesamt drei Schiffe stehen an Land: Zwei Neubauten und das Forschungsboot aus Rio Grande immer noch zur Überholung – Inzwischen an Land.

Es wird auch am Samstag gearbeitet. Ich beschäftige mich derweil mit dem Austausch von Kraftstoff- und Seewasser-Pumpe. Das klappt ganz gut, ist aber bei der Kraftstoffpumpe mit meiner behinderten rechten Hand doch eine ziemlich langwierige Fummelei. Testen kann ich es noch nicht, da die Elektrik noch keinen Start der Maschine zulässt.

Sonntag, den 5. 5. 2013

Heute ist die Elektrik dran: Die Taster am Motor Panel und auch die Platine werden ausgewechselt.

Außerdem kommen die Polster und das Ölzeug aus dem muffigen Schrank mal zum Trocknen an Deck.

Nach erfolgtem Wechsel der Taster lässt sich die Maschine tatsächlich wieder starten, allerdings muss ich erst beide Batterien zusammen schalten und auch da scheint der Start Taster immer noch nicht ganz zuverlässig zu funktionieren. Beim ersten Tatsendruck passiert gar nichts, d. h. Es muss noch irgendwo eine weitere Schwachstelle geben.



Montag, 6. 5. 2013

Viel Kleinarbeit. Zunächst will ich versuchen das große Relais wieder zwischen Masse und Motorblock zu bringen, das wir wegen einer fast gebrochenen Leitung überbrückt hatten. Danach funktioniert der Starter wieder nicht und ich kann die Ursache nicht finden. Befasse mich tagsüber erst mal mit diversen anderen Dingen:

Der Genua-Baum erhält wieder einen neuen Endbeschlag und wird am Want gelascht. Die Persenning erhält neue Befestigungsknöpfe dort wo die alten ausgeleiert waren. Am Großbaum wechsele ich den Bolzen vom Lümmelbeschlag gegen die mitgebrachte Eigenkonstruktion ohne Schweißnaht. Davon verspreche ich mir bessere Haltbarkeit.

Ari kommt so gegen 1 Uhr vorbei und erzählt mir, dass wir erst mal noch zum Zoll müssen. Nachdem er mir am Telefon erzählt hatte, dass die Verlängerung erledigt sei, hatte ich das Thema erst mal abgehakt, aber nun fehlte wohl doch noch irgendein Papier. Welches genau verstehe ich nicht so ganz aber Ari meint, dass es wohl kein Problem gibt. … Gibt es aber doch irgendwie, denn man behauptet dort, dass wir extra nach Rio Grande müssen, um dort ein Dokument von der Captania zu bekommen.

Dienstag, 7. 5. 2013

Highlight gleich am Morgen: Die Segel werden gebracht. Da sehr viel Wind ist, belasse ich es bei einem oberflächlichen Check und verkneife mir das Anschlagen heute.

Später bekomme ich nach einiger Tüfteleei doch noch heraus, wie die Leitungsführung für das Starter-Minus Relais sein muss und am Ende des Tages scheint der Startvorgang mit diesem Relais zur Trenung von Rumpf und Masse wieder zuverlässig zu funktionieren. Zwischendurch gibt es bei der Bastelei wieder mysteriöse Effekte: Z. B. Schaltet das Starter Relais eine zeitlang zusammen mit dem Glühvorgang, allerdings nur auf der Minus Seite und im ca. 5 Hz Takt ein/aus, während man den Glühtaster gedrückt hält. Aber schließlich ist doch alles gut damit. Dafür lädt die Lichtmaschine jetzt nur noch schach: mit 6-8 A. Ich beschließe also die neue einzubauen. Das erfordert so ziemlich den ganzen Tag, da die neue mechanisch nicht ganz in die bestehenden Halterungen passt. Und zu guter Letzt muss ich feststellen, dass die neue Lichtmaschine nun überhaupt nicht lädt! Beim Vorbereiten für den Anbau des externen Reglers habe ich gesehen, dass ein Kabel innerhalb des Regler Gehäuses nicht durch die vorgesehene Aussparung geführt war, sondern ziemlich übel gequetscht war. Vielleicht ist es tatsächlich unterbrochen und es liegt daran...

Mittwoch 8. 5. 2013

Nach dem Desaster mit der neuen Lichtmaschine will ich es doch noch mal mit der alten probieren, da ich beim Ausbauen gemerkt hatte, dass das Massekabel gar nicht mehr richtig fest war. Es gibt also eine kleine Chance. Zwischendurch wird aber erst mal das ruhige Wetter heute genutzt, um das Großsegel und die große Genua nazuschlagen und aufzurollen. Wenigstens dabei gibt es keine Beanstandungen. Die Segel sind sehr schön überholt worden und die Genua hate einen neuen, roten UV-Schutz auf der richtigen Seite bekommen.

Das Füllen der deutschen Gasflasche hat gestern nicht geklappt. Also muss heute eine neue brasilianische 13kg Flasche irgendwie mit dem Bordsystem verbunden werden. - Das wird spannend. Vor allem ist nicht ganz gewiss, ob die hiesigen Druck Minderer auch auf 50mbar eingestellt sind, was wichtig wäre, da der Kocher sonst vielleicht Probleme macht.

Abends sind mit einem Tapir und einem Otter zwei exotische Besucher auf dem Gelände bzw. im Wasser davor.

Donnerstag, 9. 5. 2013

Ich bastele noch mal an der Lichtmaschine, da die Leistung sehr dürftig ist. Schließlich stelle ich fest, dass offenbar der externe Regler gar nicht arbeitet und mit dem internen ist nicht mehr raus zu holen. Ich werde wohl erst mal damit leben.

Die brasilianische Gasflasche wird angeschlossen und der Kocher arbeitet trotz niedrigerem Druck zufriedenstellend damit. Notfalls kann man den Druck sogr noch regeln. Das ist doch mal ein Highlight.

Nachmittags verhole ich noch aus meinem völlig zugewachsenen Liegeplatz vor den Kran, wo das Wasser tiefer ist. Dazu müssen erst mal die Pflanzen nach draußen befördert werden und da kann ich mit Milan gleich noch als „Schilf-Schlepper“ mit helfen. Daniel ist mit an Bord und nimmt die Schilfinseln jeweils mit dem Wurf-Draggen an den Haken, sodass wir sie mit Milan weg schleppen können.

Freitag, 10. 5. 2013

Morgens mit 12° wieder richtig kühl und neblig. Da sind Heizung und heisser Tee doch eine Wohltat! Die ersten Nächte auf See werden sicher ungemütlich werden, aber es wird nach Norden zu ja hoffentlich bald wärmer.

Eute ist der erste Tag, an dem ich nicht den ganzen Tag durch voll beschäftigt bin. Es gilt, die Zollpapiere abzuholen. Daniel fährt mich hin, weil Ari in Uruguay Einkäufe erledigt. Schiffsausrüstung und Elektronik sind dort wohl viel billiger. Von dem Dokument, das man für mich vorbereitet hat bin ich erst mal ziemlich enttäuscht, denn sie haben nur eine Woche von jetzt an eingetragen. Damit kommt man gerade bis Ubatuba, d. h. das wird nicht reichen und als Lösung wird mir präsentiert, ich solle in Rio Grande gleich noch mal verlängern lassen.Wir sind schon wieder im Auto, da klingelt Daniel's Handy und nach kurzem Gespräch mit Ari erklärt Daniel mir, wir müssen noch mal rein, „weil noch was fehlt“. Ohne von dem Problem mit der sehr kurz bemessenen Aufenthalts-Verlängerung hatte Ari wohl noch mal beim Zoll angerufen und durchgesetzt, dass ich nun für das Schiff die gleiche Zeit bekomme, die ich auch im Pass stehen habe, also 90 Tage. Ari ist echt klasse! Das spart mir einen erneuten Besuch beim Zoll in Rio Grande mit ungewissem Ausgang.

Abends kaufe ich noch Frisch-Proviant ein, da ich den eingelagerten haltbaren Proviant aus Argentinien erst mal gerne noch für die langen Strecken aufsparen will.







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