Gleich morgens wird der Schaden an der Genua, die wir noch am Vorabend geborgen hatten von David genäht.
Anschließend machen wir uns gemeinsam auf den Weg, um den üblichen Papierkram zu erledigen. Immerhin muss man die Policia Federal nicht mehr umständlich im Flughafen aufsuchen, denn inzwischen gibt es einen Standort im Hafenbereich. Wir können das Ganze also zu Fuß erledigen. Pech ist nur, dass bei der Policia Federal gerade ein großes Meeting abgehalten wird, wodurch die Prozedur dort insgesamt eine gute Stunde dauert. Wir müssen draußen warten, weil drinnen wegen des Meetings kein Platz mehr ist. Zwischendurch kommt der Beamte noch mal nach draußen, um zu fragen ob wir denn aus Ubatuba tatsächlich am 23. Mai ausgelaufen sind und was wir in der Zwischenzeit gemacht haben. Er ist offenbar mit den Reisezeiten kleiner Segelschiffe für solche Strecken nicht so vertraut. - 17 Tage sind ja auch nach heutigen Maßstäben eine Ewigkeit für eine Strecke von 1200sm.
Auf dem Postamt ganz in der Nähe von Marco Zero kann David seine unterwegs geschriebenen Briefe aufgeben, - während ich draußen wartend von einem Vogel über mir „beregnet“ werde.
Nach längerer Suche und diversen Fehlversuchen, finden wir schließlich auch ein Internet Cafe, in dem ich via Wifi bereits vorbereitete mails verschicken kann. Von dort machen wir uns auf den Weg Richtung Brasilia – den Ortsteil von Recife am Südende der Hafenmole. An der Bushaltestelle frage ich eine Frau, ob Sie mir auf der Strecke zum Pernambuco Yachtclub einen Supermarkt für unsere Provianteinkäufe empfehlen könne. Sie ist sehr bemüht, uns den Weg zu einem „Carrefour“ Supermarkt zu beschreiben, aber leider verstehe ich kaum die Hälfte von dem was sie sagt. Carrefour wäre im Prinzip auch eine gute Wahl, da es dort eine riesige Auswahl gäbe, wie ich schon in anderen Städten festgestellt hatte. Offenbar kennt die sehr hilfsbereite Dame auch nur die Hauptstadt Brasilia im Landesinneren, - tausende Kilometer entfernt - und nicht den gleichnamigen Ortsteil in Recife. Daher ist sie sichtlich amüsiert als ich nach einem Supermarkt in Brasilia frage und schon in den gerade haltenden Bus nach Brasilia einsteigen will. Ich bin zunächst selbst etwas verunsichert und so verpassen wir diesen und steigen erst eine Weile später in den nächsten Bus dorthin. Dieser bringt uns in rasanter, ruckeliger Fahrt auch tatsächlich flott zum gewünschten Ziel und nicht in die Hauptstadt Brasiliens ;-). Wir steigen etwas früher aus, als wir direkt am Weg eine Reihe von Supermärkten entdecken.
Wir kaufen 20kg Mehl ein, worüber die nette, gutaussehende Kassiererin sichtlich amüsiert ist.
Abends, auf dem Weg zu weiteren Einkäufen finden wir sogar noch eine Werkstatt, in der wir die gebrochene Befestigung des Radarmastes schweißen lassen können. Ich vereinbare, dass wir das Teil, das David tagsüber schon ausgebaut hatte am nächsten Morgen bringen können.
Mit rund 40 Litern Mineralwasser und einem Haufen Lebensmitteln beladen buckeln wir den mit dieser Last lang gewordenen Weg über die Hafenmole zurück zum Schiff.
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Gleich morgens um 8 Uhr bekommen wir tatsächlich den Nirobeschlag für den Radarmast geschweißt. Das Schweißgerät wird zunächst -nicht ganz den Grundsätzen moderner Arbeitssicherheit entsprechend- durch Einstecken zweier abisolierter Kabelenden in eine Steckdose mit der Stromversorgung verbunden. Anschließend erledigt der Schweißer diese Arbeit ganz ohne Schutzmaske oder Brille! Wir sind beide erstaunt über seinen sorglosen Umgang mit seinem Augenlicht. Auf Dauer kann das sicher nicht gut sein …
In einem Laden ordere ich noch mal 60 l Mineralwasser, die mit einem der hier als universelle Packesel verwendeten, sehr robusten Fahrräder direkt zum Schiff geliefert werden, während wir noch weitere Einkäufe erledigen. U. A. gelingt es mir, das verlorene Angelzeug weitgehend zu ersetzen.
Während ich im Internet Cafe ein paar Dinge erledige, geht David los um seinerseits ein paar Besorgungen zu machen. Als ich nach einer Stunde fertig bin, ist David immer noch nicht wieder zurück und ich beginne mir schon Sorgen zu machen. Schließlich treffen wir uns doch in der Straße wieder: Er hat sich wohl gründlich verlaufen, was bei dem Gewirr aus Straßen und Gassen in Recife nicht verwunderlich ist. Ich kenne mich inzwischen ja schon ein klein wenig hier aus, aber es ist immer mal wieder verwirrend.
Abends sorgen wir mit dem Kauf von 80 Eiern nochmals für Heiterkeit bei der Kassiererin des Supermarktes. Ich verstehe sie zwar nicht 100% aber sie macht wohl einige frivole Bemerkungen über die potenzsteigernde Wirkung von so vielen Eiern. Brasilianische Frauen sind da ja ganz unbefangen ;-).
Bevor wir mit unserer Beute von 80 Eiern wieder an Bord gehen, beschließen wir in einer Bar am Wege noch ein Bier zu trinken. Aus dem Einen werden dann doch wieder ein paar mehr und der Besuch in dieser Bar wird zu einem echten Highlight des Tages. Der Wirt präsentiert uns seine umfangreiche Musiksammlung, die u. A. Songs von Queen, den Rolling Stones, Pink Floyd und etliches mehr enthält.
Es entspannt sich eine recht angeregte Unterhaltung mit zwei Basilianern am Nebentisch und wir bleiben schließlich bis zum Schließen der Bar gegen 22 Uhr. So genau weiß ich am Ende nicht mehr über was wir alles in einem bunten Gemisch aus Englisch und Portugiesisch gequatscht haben. - Was einem halt alles so nach einigen Bieren in den Kopf kommt. Der Themenbogen war auf jeden Fall weit gespannt: Von der Freizügigkeit der Frauen in Recife über den Kommunismus und dessen Vorzügen/Nachteilen bis hin zu David's Bekanntschaft zu einem Sohn von Cheguevara, der widerum ganz im Gegensatz zu seinem Vater ein erklärter Gegner des Kommunismus ist... Mein Portugiesisch wird erstaunlicherweise auch wieder einmal gelobt, obwohl es nach meinem Dafürhalten eigentlich immer noch furchtbar schlecht ist.
Inzwischen ist teilweise heftiger Regen aufgekommen und der Wirt fährt uns und unsere Eierfracht kurzer Hand mit seinem Auto zum Yachtclub. Einfach einmalig nett! Da mag man eigentlich noch gar nicht so recht weg segeln.
Das Wetter morgens ist scheußlich. Es schüttet immer wieder wie aus Eimern. Der Papierkram dauert dann doch wieder gut 3 Stunden! Virginia in USA ist ganz verzweifelt, dass sie unseren Skype Anruf gestern verpasst hat und schickt mir diverse Nachrichten auf's Handy, um ein erneutes Gespräch vor dem Auslaufen zu verabreden. Die ursprünglich veranschlagte Zeit für diesen Call können wir leider wegen der quälend langsamen Prozeduren nicht einhalten, aber schließlich gelingt es uns doch noch Virginia für den heutigen Tag glücklich zu machen. David hat sich in seinen blauen Plastikschuhen in den vergangenen Tagen die Füße wund gelaufen und ist schließlich froh, wieder an Bord zu sein. Das heutige Lauf Pensum wäre wohl in den Plastikschuhen nicht mehr zu machen gewesen, aber in den noch von Hans zurück gelassenen guten Halbschuhen, die mir zu klein sind, David aber wie angegossen passen geht es noch.
Die abschließenden Einkäufe von Frischproviant in Brasilia tätige ich dann aber doch alleine, worüber David sichtlich dankbar ist.
Wir beschließen das scheußliche Wetter heute doch noch abzuwarten und erst morgen auszulaufen. Bedauernswerterweise können wir aber wegen David's zerschundenen Füßen keine der netten Bars in Brasilia mehr besuchen.
Gegen 5 Uhr morgens nutze ich eine Regen- und Wind-Pause, um die geflickte Rollgenua wieder wohlbehalten zu setzen.
Leider geht uns dabei ganz zum Schluß das Befestigungs-Band für den Voreinfädler über Bord, was mich zunächst zu wilden Flüchen veranlasst. Aber nachdem ich in den Bord Beständen Material für einen adäquaten Ersatz gefunden habe beruhige ich mich wieder :-).
Gegen 8 Uhr laufen wir trotz immer noch durchziehender Regenschauer aus und das zugegebenermaßen etwas wehmütig. - Recife ist auf jeden Fall einer der Plätze, die ich gerne -auf welchem Wege auch immer- irgendwann noch mal wieder besuchen würde.
Beim Auslaufen aus dem Fluss unter Maschine rumpelt es plötzlich unter dem Schiffsboden und anschließend kommt aus dem Kühlwasser-/ Abgas-Austritt schwarzes, schlammiges Wasser. Da müssen wir wohl halb untergetauchtes, schlammiges Treibgut aufgepickt haben. Wahrscheinlich eine von den immer wieder herum treibenden „Inseln“ aus aberissenen Pflanzen und Schlamm. Erst als wir mit der ausgerollten Genua mehr Lage und Fahrt machen wird das Kühlwasser nach einer Weile wieder klar. Zu sehen war von dem Treibgut allerdings die ganze Zeit nichts. Gut, dass der Schlamm den Seewasserfilter offenbar nicht blockiert hat, aber wir werden den Filter wohl bei Gelegenheit mal prüfen und ggf. reinigen müssen.
Das Freikreuzen von den Riffen gestaltet sich langwierig, da der Wind bei immer noch rauher See zeitweise sehr schwach wird. Nur unter Zuhilfenahme der Maschine gelingt es uns einigermaßen zügig frei zu kommen.
Am Abend und in der Nacht passieren wir Bereiche mit recht dichtem Schiffsverkehr. Ein größerer Containerfrachter passiert uns relativ nahebei im Abstand von ca. ¼ sm.
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Am Morgen, kurz nach Wachübernahme von David fährt mir erst Mal ein Schreck durch die Glieder: Die Backbord Kiel-Bilge ist randvoll mit Wasser!
Es stellt sich aber bald heraus, dass es sich wohl um Frischwasser von den teilweise sehr heftigen Regenfällen der vergangenen Tagen handelt. Das Wasser kann mit den Pumpen zügig gelenzt werden und ich habe bald zwei Stellen ausgemacht, über die es wahrscheinlich unbemerkt ins Boot gelangt ist. Diese dichten wir so gut wie möglich ab und hoffen nun, dass vorläufig keine "Überschwemmungen" mehr auftreten ;-).
Die erste Hälfte der Nacht ist ausgesprochen ruhig: Kein Schiffsverkehr weit und breit und ein leichter, stetiger SE Wind schiebt uns sachte über die ruhige See
Das Etmal dieses ersten Tages 104sm, Am Mittag noch 2717sm bis Horta.
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Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
5°23'S, 33° 5'W |
91 sm |
2650 sm |
Zwischen 0 und 6 Uhr bekommt David zwar ein paar Regenschauer ab, aber insgesamt ist auch seine Wache recht ruhig.
Wir haben eine Grille an Bord, die irgendwo auf dem Achterschiff sitzen muss und von dort das typische Zirpen von sich gibt.
Am Vormittag beißt ein Fisch an unserem neuen Schleppköder an, aber leider gelingt es uns nicht, ihn an Bord zu bekommen. Er kann sich zu seinem Glück sehr bald wieder vom Haken befreien und wir müssen weiterhin auf frischen Fisch verzichten.
Das Starten der Maschine zum Laden der Batterien klappt wieder mal erst nachdem beide Batterien zusammen geschaltet sind. Dafür funktioniert diesmal der Drehzahlmesser wieder, was noch gestern nicht der Fall war. Manche Dinge reparieren sich eben auch von selbst. - Fragt sich eben nur, wie lange... Milan's Elektrik ist launisch geworden.
Der Speiseplan ist wieder regelrecht luxuriös: Zum Mittag
bereite ich Gurkensalat zu, der in der glühenden Hitze genau das
richtige ist.
Nachmittags gibt es Capuccino und Kekse und Abends
dann Pizza.
Auch das Seewasser bringt mittlerweile keine wirkliche Erfrischung mehr, - es dürfte so um die 25°C haben.
Der Wind ist insgesamt eher leicht und wir kommen nur mäßig voran.
In der Nacht tauchen einige Fischer auf, ansonsten gleiten wir einsam und ohne besondere Vorkommnisse unter sternenklarem Himmel dahin. Später dreht der Wind etwas mehr auf Ost, sodass wir den Kurs Richtung Horta nur noch direkt anliegen können. Das geplante Vorhalten nach Osten muss also vorerst ausfallen.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
4° 1'S, 32° 47'W |
84 sm |
1808 |
Es gibt wieder mehr Seevögel, wahrscheinlich auch weil wir uns langsam den vorgelagerten Inselgruppen „Fernando de Nonha“ und „Atol das Rocas“ nähern. Mir machen im Moment die zunehmende Hitze und die brennende Sonne tagsüber etwas zu schaffen. Ich halte mich am liebsten vor mich hin dösend im Schatten unter Deck auf, obwohl es da ein bisschen stickig ist.
David ist dagegen wie immer bester Laune und begrüßt jeden Tag mit den Worten „Another day in Paradise“.
Ich werde mich hoffentlich auch noch wieder etwas besser aklimatisieren, denn vorläufig ist Abkühlung nicht zu erwarten, - im Gegenteil: Bis etwa 23° N, wo die Sonne zur Zeit Mittags im Zenit steht wird es eher noch wärmer werden.
Der Wind hat wieder etwas recht gedreht und erlaubt eine Zeitlang etwas Vorhaltewinkel nach Osten..
Am Vormittag fangen wir tatsächlich unseren ersten Fisch auf dieser Reise: Eine prächtige Goldmakrele! Sie wird sogar noch von zwei anderen Exemplaren bis ans Schiff begleitet. Wir hätten also wohl noch mehr fangen können, aber die eine ist schon mehr als genug für uns beide und zwei Tage. Der in der Plicht angelandete Fisch zappelt zunächst heftig und findet beinahe den Weg durch die winzige Luke eine Etage tiefer in die Werkstatt, aber schließlich ist er gebändigt und bald danach auch -mehr oder weniger fachgerecht - zerlegt.
So ist das heutige Abendesssen ein regelrechtes Festmahl mit reichlich Fisch und Kartoffeln. An Steuerbord querab ist die Insel Fernando de Noronha in ca. 15sm Abstand inzwischen recht deutlich zu sehen.
Da wir bei dem aktuellen Wind mehr als ausreichend elektrische Energie für den Computer nebst Display haben, gibt es anschließend zur Feier des Tages auch noch eine Filmvorführung: Startrek – Treffen der Generationen. Da David auch ein StarTrek Fan ist, ist das genau das Richtige.
Während meiner Nachtwache landet ein großer Seevogel beinahe direkt in meinem Gesicht: Da stehe ich nichts Böses ahnend hinter der Sprayhood (den Kopf gerade eben etwas höher als diese) und plötzlich taucht direkt vor meiner Nase dieser Vogel aus der Dunkelheit auf, der wohl auf der Sprayhood landen wollte. Reflexartig schlage ich ihm vor Schreck mit der Hand unter den Bauch und da verzieht er sich wieder – wahrscheinlich nicht weniger erschrocken als ich.
Goldmakrele / Dorade |
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Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
2° 17'S 32° 23'W |
106 sm |
2459 |
Vormittags nehmen wir die untere der beiden seit Ubatuba wieder an Bord befindlichen Batterien in Betrieb. Da die Batterien von unterschiedlichem Typ sind, hatten wir ja beschlossen, sie vorläufig nicht enfach parallel zu schalten, sondern nur einzeln zu nutzen und dann von Zeit zu Zeit zu wechseln.
Irgendwann passieren wir ein herum treibendes blaues Fass, um das herum sich etliche, auch größere Fische versammelt haben. Unser Angelzeug bleibt aber unbenutzt. - Schließlich sind wir noch reichlich versorgt und ohne Kühlung lässt sich der Fisch ja auch nicht besonders lange aufbewahren. Zwar haben wir die zweite Hälfte von gestern in Essig eingelegt, aber auch da bin ich mir nicht so sicher, wie lange der Verzehr da bei diesen Temperaturen ratsam ist.
Der Tag vergeht ansonsten mit viel Nichtstun, etwas Lesen. Nach der äußerst üppigen Fisch-Mahlzeit gestern lasse ich heute das Brot backen ausfallen. Abends gibt es die zweite Hälfte vom Fisch, diesmal mit Nudeln. Anschließend eine weitere StarTrek Folge von einer der an Bord befindlichen DVDs, präsentiert durch den Bord-Rechner.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
0°31'S, 32° 2'W |
110 sm |
2350 sm |
Der aktualisierte Wetterbericht sagt bis zum 20. und bis 5°N stetige östliche Winde ohne irgendwelche Kalmen oder NE Winde vorher und daher habe ich inzwischen beschlossen, dass wir nun nur noch wenig nach Osten vorhalten werden, sondern mehr oder weniger direkten Kurs Richtung Azoren segeln. Die GPS Prognose für die ETA läge mit den aktuellen Geschwindigkeiten dann so in 16-20 Tagen, aber das ist ziemlich sicher illusorisch da es bestimmt noch mal schlechter werden wird. Trotzdem – zwischen 3 und 4 Wochen ab jetzt scheint nicht unrealistisch.
In den frühen Morgenstunden hat in David's Wache wohl wieder ein Seevogel versucht, irgendwo auf Milan zu landen: Auf der Sprayhood, auf der Mastspitze und auf der Radarantenne. Jedoch konnte er sich wohl nirgends so recht halten. Ob es wohl der selbe war, der mich in der Dunkelheit erschreckt hatte?
Mittags gibt es Kaiserschmarrn. - Nach dem Erlebnis mit dem fliegenden Pfannkuchenteig auf der Reise nach Recife habe ich beschlossen, auf diese einfachere Zubereitungsart für den Pfannkuchenteig zu wechseln. Insbesondere auch weil die Herd-Kardanik ja seit der Reparatur auf dem Weg nach Recife stillgelegt ist und somit die Zubereitung von „richtigen“ Pfannkuchen auf dem schwankenden Schiff noch mal zusätzlich erschwert ist.
David erwartet schon seit Tagen den Nordstern zu sehen. In der kommenden Nacht könnten wir Glück damit haben, denn wenn nichts schief geht sollten wir heute bis Mitternacht den Äquator überqueren können …
Genau um 18:46 überqueren wir den Äquator auf 31° 48'W. Wir sind wieder auf der Nordhalbkugel, und das ist doch Anlass heute mal eine Flasche Wein zu öffnen! David lehnt aber dankend ab, da er von Wein wohl heftige Kopfschmerzen bekommt. So bleibt dieser Genuss ausschließlich mir vorbehalten.
Wir segeln sanft und doch recht flott (mit 5-6 kn) durch die Nacht.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
1°28'N, 31° 30''W |
125 sm |
2229 |
Während David's Wache gab es wohl einige imposante Sternschnuppen. Er erzählt in seiner gewohnt schwärmerischen Art davon während er mir den Morgen-Kaffee zum Wachwechsel zubereitet. Es haben sich in der Pantry mehr oder weniger feste Zuständigkeiten etabliert: David ist für Kaffee und Tee, sowie für's Abwaschen zuständig, während ich mich um's Kochen und Brot Backen kümmere.
Gegen Morgen ist es auch zum ersten Mal seit dem Start wieder bewölkt. Hoffentlich sind das nicht doch Vorboten der „ITCZ“ mit länger anhaltenden Kalmen. Laut Windvorhersage sollten wir zumindest bis morgen südöstliche Winde behalten und vorläufig ist das auch tatsächlich der Fall.
Im Lauf des Nachmittags nimmt der Wind dann zwar ab, erlaubt aber nach ein paar Korrekturen an Segelstellung und Kurs immer noch 4-5 kn Fahrt und das annähernd auf direktem Kurs.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz2133 |
3° 4'N, 31° 1'W |
101 sm |
2133 |
Zwar kommen wir eigentlich immer noch recht gut voran, aber heute ist einer jener Tage an denen sich die Reise gefühlt endlos hinzieht. Wir verbessern die Stimmung mit diversen Cappuchinos und frischem Brot.
In meiner Nachtwache ist es dann schließlich soweit: Offenbar haben wir die ITCZ / Doldrums erreicht. - Der Wind ist zunächst umlaufend und schläft dann ganz ein. Dazu schüttet es zeitweise wie aus Eimern. Das Wetter weckt unangenehme Erinnerungen an die Reise südwärts vor rund 2 ½ Jahren. Ich werfe ziemlich bald die Maschine an, um trotz Windstille voran zu kommen und damit dem Elend der Doldrums möglichst bald zu entfliehen.
Nachdem die See tagsüber noch erfreulich glatt war, wodurch wir auch bei den leichten Winden gut voran kamen, setzt nun auch wieder höhere Dünung ein, sodass ich bald auch das schlagende Großsegel ganz bergen muss, damit es keinen Schaden nimmt.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
4° 46'N, 30° 31'W |
105 sm |
2028 |
Sommer-Sonnenwende! Flaute und Regen halten leider bis in den Tag hinein an, sodass wir am Morgen bei Wachwechsel 7h und 34sm unter Maschine gelaufen sind, ohne dass ein Ende dieses Zustandes absehbar wäre. Lediglich der Wetterbericht macht Hoffnung: Demnach müssten wir hier eigentlich frischen Nordost Wind haben und ich hebe meine Stimmung etwas mit dem Gedanken, dass es sich vielleicht tatsächlich um eine schmale Störung handelt, die von dem 60sm Gitter, mit dem ich die Windvorhersagen angefordert habe nicht erfasst wird.
Als Highlight des Morgens stößt eine große Schule Delphine zu uns und umspielt das Boot eine ganze Weile.
Gegen 9 Uhr bekommen wir endlich wieder guten Wind, der uns mit bis zu 8 kn voran schiebt und gleichzeitig noch mit einer recht angenehmen Regen Dusche verknüpft ist. Allerdings ist der Spaß schon nach einer halben Stunde mit Durchzug der Schauerwolke wieder vorbei. Die Segel schlagen fürchterlich und so bergen wir sie und bleiben bis Mittag erst mal in der Hoffnung auf erneuten Wind gestoppt liegen. Immerhin driften wir mit 1 Kn Strom weiterhin nach Norden, aber leider erfüllt sich die Hoffnung auf Wind nicht und so tritt ab Mittag schon wieder die Masch. auf den Plan.
Für die Nacht beschließe ich, der Maschine (und uns) etwas Ruhe zu gönnen und so stoppen wir gegen 17 Ihr. das erlaubt uns das Abendessen und anschließnd eine Folge von Startrek/Voyager ohne Motorgeräusche zu genießen. Etwas später kommt sogar wieder eine leichte südliche Brise auf und es gelingt mir, um die 3 Kn aus dieser heraus zu kitzeln. Leider dauert der Spaß nicht die ganze Nacht, denn schon gegen 23 Uhr treiben wir wieder hin- und her-rollend dahin, - immerhin mit knapp einem Knoten ganz grob in unsere Zielrichtung.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
5° 46'N, 30° 20'W |
64 sm |
1970 |
Nachdem wir bis 1 Uhr beide geschlafen haben, fängt der Windgenerator wieder zu singen an. Ich warte noch den heftigen Regenguss ab und bringe uns dann wieder unter Segel. Die Brise hält bis etwa 5 Uhr an und bringt uns immerhin 11sm weiter: Alles Andere als berauschend, aber besser als Nichts.
Morgens nimmt uns ein Seevogel in etlichen engen Runden ganz genau in Augenschein. Er scheint einfach neugierig zu sein, - oder er kann sich nicht entschließen, ob er auf der verlockenden Landeplattform rasten soll oder nicht (wer will schon wissen, ob die beiden Zweibeiner da unten gefährlich sind oder nicht ...). Schließlich zieht er in östlicher Richtrung weiter.
Unter Wasser begleitet uns dicht vor dem Bug derweil eine Gruppe von 3 kleinen Fischen. Außerdem sind etwas weiter entfernt wieder sehr viele Delphine und springende Fische zu sehen.Es ist also reichlich Leben ringsum.
Im weiteren Verlauf des Vormittags gibt es erneut Regen und dauernd wechselnde sehr schwache Winde. Eine Zeitlang versuchen wir unser Glück mit dem Spinnaker, aber auch das wird durch eine Winddrehung auf Nordost bald wieder beendet. Anschließend bricht die Sonne wieder gnadenlos durch die Wolkendecke und ich muss zugeben, dass mir der Regen fast lieber ist. Die Sonne steht jetzt mittags mehr als 70° über dem Horizont und scheint einen schier zu verbrennen. Dabei steht uns das Schlimmste in dieser Hinsicht noch bevor: Schließlich klettert die Mittagshöhe der Sonne auf unserem Weg Richtung Norden immer noch jeden Tag um 1-2° höher.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
6° 56'N, 30° 2'W |
73 sm |
1896 |
Die Nacht durch kommen wir einigermaßen gut mit 2-4 Kn unter Segel voran, aber gegen Morgen ist der Spaß schon wieder vorbei.
Ich starte die Maschine um ein bisschen weiter zu kommen und muss feststellen, dass die Lichtmaschine nun nur noch mit 12,9V/1A lädt. Also stoppe ich den Motor erst Mal, um den externen Laderegler wieder in Betrieb zu nehmen, den ich ja abgeklemmt hatte, weil der wiederum zeitweise zu hohe Spannungen erzeugte. Mit dem externen Regler kommen wir dann zunächst auf 14,7V und nach Abschalten des externen Reglers auch immer noch auf 14,3V. Das Problem scheint also erst mal gelöst.
Anschließend füllen wir, -die ruhige See nutzend- auch gleich noch 16l Trinkwasser aus einer der beiden großen 20l Flaschen in die bereits geleerten 1,5l Flaschen. Wir haben demnach in 10 Seetagen rund 20l Trinkwasser verbraucht, und liegen mit unserem Verbrauch damit deutlich unter dem eingeplanten Limit von 4 l pro Tag.
Ab Mittag ist wieder Schluss mit Segeln und erneut lassen wir die Maschine stundenlang schieben.
Abends gegen 18 Uhr beschließe ich, erst mal wieder auf Wind zu warten und so kehrt akustisch wieder relative Ruhe ein. Allerdings rollt das Boot in einer höher gewordenen Dünung nervtötend hin und her, sodass in etlichen Ecken irgend etwas klappert und scheppert und man selbst sich dauernd irgendwo abstützen muss, um nicht durch die Kabine zu fliegen.
Das sonntägliche Abendessen ist mal wieder Pizza, diesmal bis auf Zwiebeln allerdings ausschließlich mit Zutaten aus der Dose. Später kommt etwas Wind und zusammen damit wirklich heftiger Regen auf. Ich mühe mich fast ene Stunde damit ab mit den Segeln irgendwie voran zu kommen, aber Windstärke und Richtung wechseln derart oft, dass ich in der rabenschwarzen Nacht und dem Wolkenbruch keinen stabilen Kurs hin bekomme. Entnervt und gründlich geduscht gebe ich also auf und überlasse das Schiff bei geborgenen Segeln erst Mal Strom und Wind.
Gegen Mitternacht hat es soweit aufgeklart, dass man im Mondlicht wieder etwas sehen kann und ein ganz leichter aber immerhin nun stetiger NNE Wind hat sich eingestellt. Wir sind mit Strömung und Wind 9sm(!) nach Südosten getrieben und können unter diesen Umständen unter Segel nicht unseren Sollkurs anliegen sondern gerade einmal die Strecke, die wir vertrieben sind zurück segeln. - Es ist frustrierend! Immerhin ist das starke Rollen durch die stabilisierende Wirkung der Segel praktisch weg.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
7° 22'N, 29° 31'W |
55 sm |
1869 |
Die Strömung setzt nach ESE und ich probiere aus, welche Kurse wir auf Bb und Stb Bug laufen können: 70° auf Stb Bug und 280° auf Bb Bug. Das ist beides irgendwie gleich schlecht zu unserem Sollkurs von ungefähr 360 und ich entscheide mich schließlich doch für den Stb Bug, der uns weiter nach Osten bringt. David kann in seiner Wache auf diesem Kurs immerhin rund 17sm segeln und macht dabei rund 5sm Richtung Horta gut. Zum Wachwechsel schläft der Wind wieder beinah ein und ich nehme die Maschine für eine Weile zu Hilfe.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
8° 25'N, 30° 10'W |
77 sm |
1808 |
Bis Mittag weiterhin stetiger Wind aus östlichen Richtungen, lediglich unterbrochen von einer 1 stündigen Flaute nach einer Schauerfront. Am jedoch ist erst Mal wieder Schluss mit dem Vergnügen: Der Wind schläft bei weiter abnehmender Bewölkung wieder ein und wir motoren wieder einmal.
Wenigstens setzt die Strömung hier nicht mehr entgegen unserem Kurs, sondern nun quer dazu, sodass wir auch mit der etwas lahmenden Maschine (sie kommt bei Vollast aus nur zu mutmaßenden Gründen nur noch auf 1800 Upm und wir betreiben sie daher möglichst schonend nur mit 1600 Upm) immerhin knapp 4 Knoten laufen können.
Glücklicherweise kehrt der Wind aber schon nach einer Stunde zurück, sodass wir wieder unter Segel gehen können und gut 5Kn Fahrt machen.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
9° 52'N 30° 20'W |
90 sm |
1721 |
Der 13. Seetag. Es scheint als ob wir die ITCZ tatsächlich hinter uns gelassen haben: Das Wolkenbild hat sich verändert, es ist jetzt überwiegend heiter und es sind kaum Schauerwolken in Sicht. Der Wind ist seit gestern nachmittag relativ stetig geblieben und weht aus Ost bis Nordost mit 3 – 4 Bft.
Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten. David ist ganz begeistert von den StarTrek/Voyager Folgen, die zur Zeit abends nach dem Essen fester Bestandteil unseres „Alltags“ hier draußen sind.
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Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
11° 15''N 30° 46'W |
87 sm |
1641 sm |
Der Tag beginnt sonnig und wir stampfen weiterhin bei stetigen Ost bis Nordost Winden fröhlich durch die See. Nicht besonders schnell und auch zwangsweise etwas vom Wunschkurs abweichend, aber doch zufriedenstellend. Wenn man bei derart stetigen Verhältnissen so Tag um Tag durch diese scheinbar endlosen Weiten zieht, ohne irgendein Anzeichen menschlicher Zivilisation zu erblicken, verliert die Zeit irgendwie an Bedeutung. Tage vergehen sehr gleichförmig und man bekommt ein bisschen das Gefühl, noch beliebig viele von ihnen vor sich zu haben, was natürlich eine Illusion ist. Die Illusion ist für eine gewisse Zeit immer wieder ganz angenehm, allerdings wird man dabei doch recht träge und tendiert dazu irgendwelche Tätigkeiten eher auf morgen zu verschieben. Zu einem guten Teil ist diese Trägheit natürlich einfach dadurch bedingt, dass jede an Land noch so einfache Tätigkeit hier doppelt so schwer fällt: Bei jedem Schritt muss man acht geben nicht den Halt zu verlieren und man kann nichts einfach mal kurz abstellen ohne es irgendwie zu sichern. David bringt das gerne mit dem Ausspruch auf den Punkt: It's like living in a washing machine.
Der uns begleitende Schwarm von kleinen Fischen scheint von Tag zu Tag etwas größer zu werden. Irgendwie scheint Milan eine nicht unerhebliche Anziehungskraft auf diese Fische auszuüben.
Später bekommen wir dann auch mal wieder Besuch von ein paar Delphinen, die eine Weile direkt vor unserem Bug spielen.
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Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
12° 33'N 31° 22'W |
88 sm |
1565 sm |
Nachdem die erste Hälfte der Nacht sternenklar war, wobei ich in meiner Wache bis Mitternacht zum ersten Mal den Nordstern recht voraus erblicken konnte, hat sich in den Morgenstunden eine mehr oder weniger geschlossene Wolkendecke gebildet. Zusammen mit ihr hat auch der Nordost Passat deutlich zugelegt: Wir stampfen jetzt bei NE 5-6 schon etwas ungemütlicher voran, Alles in Allem können wir uns aber überhaupt nicht beklagen: Wir kommen zufriedenstellend voran und es ist nicht mehr so übermäßig heiß.
Morgens setze ich ein paar Aufräum und Reinigungs Aktivitäten an:
Mineralwasserflaschen aus dem 20l Reservoir auffüllen
Bilge lenzen (etwas Wasser immer noch von den Maschinen Laufzeiten in den Doldrums).
Wäsche waschen. - Obwohl das mit Seewasser erfolgen muss ist es besser als Nichts.
Elektronik Schrott aus der Last unter David's Koje heraus kramen, damit ich evtl. doch noch meine Elektronik zur Bilanzierung der an Bord verbrauchten und erzeugten elektrischen Energie zum Laufen bringe... Ich hatte in Recife ja wieder vergessen, die dafür fehlenden Widerstände zu besorgen. Nun hoffe ich, dass ich entweder im alten GPS oder VHF fündig werde.
Der Wind hat deutlich aufgefrischt und leider etwas zu unseren Ungunsten auf Nordost gedreht. Wir stampfen etwas ungemütlicher gegen eine ruppiger werdende See an und das Sitzen auf den harten Bänken im Cockpit wird selbst mit Kissen für Gesäßknochen und Wirbel unangenehm. Unter Deck, auf den Polstern ist es da gemütlicher. David hat oben im Cockpit in die liegende Position gewechselt und gibt vor, dabei gedanklich seine Portugiesisch Lektionen zu rekapitulieren ☺.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
13° 42'N 32° 22'W |
90 sm |
1505 sm |
Die See ist morgens noch mal etwas unfreundlicher geworden. Teilweise hackt Milan schon recht hart mit einem lauten Rums in die Wellentäler. Außerdem ist der Wind recht böig, sodass ich die Segel trotz kurzzeitiger Pausen mit etwas schwächerem Wind relativ weit eingerefft lassen muss.
Nachmittags und am Abend wird es dann aber doch wieder etwas ruhiger.
Ansonsten ein weiterer Tag ohne besondere Vorkommnisse.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
15° 11'N 32° 36'W |
91 sm |
1417 sm |
Weiterhinn stetiger Nordost Passat. Am frühen Nachmittag haben wir die Hälfte der Strecke seit Recife hinter uns gebracht: Noch 1407 sm bis Horta! Das ist doch eine Flasche Rotwein zur Pizza (mit frischem fliegendem Fisch, direkt vom Deck aufgesammelt) am Abend wert! David hält sich da aber wieder zurück, da er von Wein wohl sehr schnell Kopfschmerzen bekommt. Das endet schließlich damit, dass ich in Hochstimmung bei sternenklarem Himmel und traumhaftem Segelwetter die ganze Flasche ganz alleine geleert habe. Wir können heute sogar wieder direkten Kurs anliegen.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
16° 27'N 32° 51'W |
80 sm |
1344 sm |
Das Etmal heute eher bescheiden. Insbesondere in der vergangenen Nacht war der Wind doch relativ schwach. Entgegen meiner Erwartung fällt die Tempreatur bereits wieder. Obwohl die Sonne jeden Mittag etwas höher über uns steht ist die Temperatur von 30 auf 25°C gefallen. Auch das Seewasser scheint kühler zu sein.
Da David sehr auf Süßigkeiten steht und die Vorräte an Marmelade und Keksen aufgebraucht sind, fülle ich heute morgen mal 2 von den Brötchen vor dem Backen mit Zucker: Ein voller Erfolg! - David ist begeitert und streut sich gleich auch auf ein normales Brötchen Zucker.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
17° 48'N 33° 24'W |
87 sm |
1270 sm |
Zum Wachwechsel um 0 Uhr bin ich noch gar nicht müde und deshalb gibt es für uns beide noch einen Film aus der Bord Sammlung zu sehen: James Bond – Casino Royale.
Im weiteren Verlauf der Nacht wird es wieder rauher und zum Wachwechsel um 6 Uhr rolle ich die Genua dann vorsichtshalber bis zur zweiten Markierung ein. Die See ist recht ruppig und so habe ich zuvor bereits in meiner Koje eine kleine Dusche durch die einen Spalt geöffnete Luke erhalten. Bislang konnte man achtern immer noch etwas geöffnet lassen, was die Luft doch deutlich angenehmer macht, aber nun muss ich das Luk schnell schließen.
Die Sonne steht heute mittags genau im Zenit.
Abends schauen wir uns glich noch den nächsten James Bond aus der Sammlng an: „Ein Quantum Trost“
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
19° 20'N 33° 14'W |
93 sm |
1181 sm |
An diesem Tag keine erwähnenswerten Vorkommnisse. Nun steht die Sonne mittags wieder ein klein wenig im Süden und nicht mehr im Norden. - Wir kommen langsam wieder in heimatliche Gefilde.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
20° 45'N 33° 40'W |
87 sm |
1101 sm |
Unsere Angel hat ein paar mal in den letzen Tagen für kurze Zeit einen Fisch am Haken gehabt, aber keiner blieb lange genug hängen um an Bord geholt zu werden. So sind wir weiterhin auf Verpflegung aus der Dose angewiesen, leben aber alles Andere als schlecht dabei. Langsam sehnt man doch die Ankunft herbei. Die Tage sind zwar auf der Einen Seite herrlich entspannend, auf der anderen Seite aber auch zunehmend eintönig. Ich fange schon wieder an mich auf zu Hause und auch auf die Arbeit zu freuen. Habe sogar schon mal angefangen einige Anpassungen für Qt5 an einem Programm vorzunehmen, das ich vor 3 Jahren mal für das DEWI erstellt hatte.
Nachmittags gibt es dann doch etwas Aufregung: Die Windpilot Anlage ist einer plötzlichen Winddrehung nicht mehr gewachsen und wir gehen unbeabsichtigt durch den Wind. Ich entschließe mich etwas spät, das Vorsegel auf die andere Seite zu nehmen und so segeln wir ein kurzes Stück rückwärts und haben damit die Angelleine irgendwie um den Kiel gewickelt. Wenigstens haben wir Glück, dass die Kugelverbindung an der Windpilot nicht gerissen ist, was sonst bei Rückwärts Fahrt leicht passiert.
Aber was nun mit der Angelleine? Wo hängt sie fest, etwa um den Propeller? Also bergen wir die Segel und ich springe mit Taucherbrille und Schnorchel ins Wasser (natürlich nicht ohne vorher die Leiter ausgebracht zu haben). Der komplette uns begleitende Fisch Schwarm versammelt sich sogleich um mich herum und es sind tatsächlich ganz schön viele.
Die Inspektion der Lage ergibt, dass die Angelleine nur einmal um die Zinkanode an der Außenseite des Kiels gewickelt ist. Der Seegang, der sich an Deck gar nicht so schlimm anfühlte macht mir hier im Wasser doch zu schaffen und so schlucke ich beim Versuch die Leine frei zu bekommen erst einmal ordentlich Wasser, weil eine Welle oben in den Schnorchel gestiegen ist. - Ich bin eben auch alles Andere als ein guter Taucher. Völlig außer Atem „rette“ ich mich erst Mal wieder an Deck, von wo aus ich die Leine mit dem Wissen, wie sie fest sitzt durch Zug nach vorne schließlich frei bekomme.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
21° 57'N 34° 16'W |
80 sm |
1039 sm |
Heute geht mir das Alles hier auf die Nerven: Die Eintönigkeit des Bord-Alltags, David's dauernder Frohsinnund seine Gespächigkeit, - eben überhaupt Alles :-). Es wird Zeit, dass wir ankommen! Aber im Moment lässt der Wind mal wieder nur NW Kurs zu und unter diesen Umständen müssten wir wohl mindestens noch mit 17(!) weiteren Tagen rechnen. Aber ich erwarte ja immer noch, dass es wieder etwas besser wird und wir mit 14 Tagen auskommen. Auch das ist natürlich noch eine ganze Zeit. Weiterhin scheinen wir hier draußen ganz alleine zu sein, denn seit etlichen Tagen haben wir kein Schiff mehr gesehen. Mittlerweile hat uns auch der begleitende Fischschwarm verlassen. Die Wassertemperatur ist seit dem Äquator deutlich gefallen und auch die Lufttemperatur ist niedriger, als ich erwartet hatte. Während David teilweise schon friert und – für mich völlig unverständlich - mit Jacke an Deck sitzt, bin ich froh, dass die Temperaturen nicht auf die ursprünglich erwarteten Rekordwerte gestiegen ist, sondern sich auf einen für mich sehr angenehmen niveau von 25° eingestellt hat.
Abendessen lassen wir heute ausfallen, da wir in den letzten Tagen so reichlich gegessen haben, dass ich heute gar keinen Hunger habe.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
23° 21'N 34° 33'W |
88 sm |
961 sm |
Meine Stimmung ist wieder besser. Bei David ist das ja keine Frage, - der hat scheinbar immer gute Laune. Wir kommen in der Nacht und morgens wieder näher an unseren Sollkurs und gleiten bei leichten Winden mit rund 3-4 Knoten dahin.
Zum Abendessen gibt es eine Goldmakrele, die David am Nachmittags während eines Mittags-Schlafes von mir an Deck gezogen hat. Sie ist zwar relativ klein verglichen mit der vorigen, reicht aber dennnoch für ein üppiges Abendessen.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
24° 31'N 34° 47'W |
74 sm |
898 sm |
Ich beschäftige mich mit diversen Aufräum Arbeiten. Da das Wetter ruhig und sonnig ist, können sogar einige der feuchten Polster nach draußen zum Trocknen und Auslüften gelegt werden. Außerdem sortiere ich die diversen Stapel von papieren, sodass ich für die Ankunft schon mal alle benötigten Papiere zusammen habe. Dazu gehört auch die „Residenzia“ für die Azoren mit der ich die ermäßigten Liegegebühren dort in Anspruch nehmen kann.
David's Frau Virginia hat für ihn inzwischen schon einen Flug von Horta nach Boston am 26. 7. gebucht. Ich an seiner Stelle hätte das ja lieber noch mal aufgeschoben, bis wir näher dran sind und die Ankunftszeit zuverlässiger abschätzen können. Aber die Sehnsucht der beiden nacheinander scheint groß zu sein und normalerweise müssten wir es ja auch schaffen, knap 900sm in 19 Tagen hinter uns zu bringen. Alles Andere wäre auch für mich recht frustrierend. Ursprünglich wollte David ja evtl. seine Schwester und seine Tochter in England besuchen, die er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat. Aber nun hat er sich doch von den Umständen und einem sehr preisgünstigen Flugangebot breit schlagen lassen. Allerdings hat er jetzt gegenüber seiner Familie doch ein etwas schlechtes Gewissen und schreibt für seine Verhältnise ungewöhnlich lange Erklärungs-Briefe, die ich dann wohl mit dem nächsten e-mail Transfer abschicken werde.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
25° 52'N 34° 44'W |
87 sm |
820 sm |
An diesem Tag nichts weiter zu berichten. Wir sind relativ gut voran gekommen.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
26° 53'N 35° 27'W |
73 sm |
778 sm |
Das Vorankommen heute absolut enttäuschend. Aber man kann es halt nicht ändern.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
27° 42'N 35° 50'W |
61 |
744 |
Gegen 2 Uhr morgens ist der Wind erst mal ganz weg und ich beschließe ein paar Stunden zu warten. Als nach 2 h immer noch keine Änderung eingetreten ist, starte ich dann doch die Maschine, was wieder mal nur mittels Vorglühen durch direkte Verbindung der Glühkerzen mit der Batterie gelingt. Anschließend bekommt die Lichtmaschine erst Mal keinen Erregerstrom. Erst nach dem dritten Start und etwas Fummelei (prov. „Ladekontrolleuchte“ zwischen D+ und Batterie Plus gelegt, um den Erregerstrom für den Rotor gestartet zu bekommen) klappt es schließlich und wir motoren bis 6 Uhr auf direktem Kurs 025, um dann in einer wieder aufgekommenen leichten Brise langsam weiter Richtung Nordwesten zu kriechen.
Der Tag vergeht dann weiterhin mit wechselhaften Winden, vielen Wolken und Regen.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
28° 41'N, 35° 38'W |
65 |
687 |
Ganz früh am Morgen hat David einen Wal gesehen, mich aber leider nicht geweckt. Der Wind ist weiterhin unbeständig und schläft gegen 5 Uhr wieder komplett ein, sodass ich beschließe, die Maschine erneut zu bemühen.
Mit dem heutigen Tag sind wir genau 4 Wochen auf See.
Wir folgen mittlerweile einer recht starren, monontonen Tagesroutine: David hat die Wache von 0-6Uhr und kocht bei seiner Ablösung morgens imer noch netterweise einen Kaffee für mich. David schläft dann noch so 1-2h und wir sind den Tag über eigentlich beide die meiste Zeit wach, wobei ich gegen Mittag meistens müde werde und etwas schlafe. Ich bereite zwischen 6 und 7 Uhr den Brot-Teig vor, der dann gegen 9 Uhr, nachdem die Hefe ihr Werk hinreichend vollendet hat zu Brötchen wird. Als Auflage gibt es mittlerweile praktisch keine Auswahl mehr: Nur noch Fisch aus der Dose ist verfügbar. Daneben sind die mit eingebettetem Zucker gebackenen Exemplare ganz besonders bei David begehrt. Der Tag vergeht dann neben Anpassungen an Segelstellung und Kurs und Wartungsarbeiten wie dem Warten einer Winsch o. ä. auf meiner Seite mit Lesen und -falls ausreichend Energie für den Rechner da ist- mit Programmieren (ich habe an Hand eines älteren, vermutlich nach meiner Rückkehr wieder etwas auflebenden Projektes angefangen mich mit Qt5 zu beschäftigen).
Auf Davids Seite stehen Musik Übungen mit seinen diversen Instrumenten: Flöten, Harmonika, Mundharmonika, Lesen im Portugiesisch Buch auf dem Tagesplan.
Abends bereite ich dann das Essen zu und David macht den Abwasch. Anschließend gibt’s meist noch irgendeine Form von Unterhaltung aus dem Bord Rechner: Einen Film, oder zur Zeit jeweils eine Folge des Hörspiels „The Lord of the Rings“. Von 18-24 Uhr habe ich dann Wache und David schläft. Wobei ich zugeben muss, dass ich nachdem wir wochenlang kein Schiff gesehen haben hier draußen auch nur in Intervallen wach bin. Zusätzlich gibt es ja auch den AIS Alarm, der bei der Annäherung von Schiffen warnen sollte. Änderungen am Wind spüre ich normalerweise auch unter Deck im Halbschlaf.
Heute vormittag gibt es gleich noch eine weitere „aufregende Abwechslung“ in dieser Routine: Wir finden einen treibenden weißen Fender, der sich nachdem wir ihn aufgefischt haben in recht gutem Zustand präsentiert. Nachdem David den noch nicht weit fortgeschrittenen Bewuchs entfernt hat ist er in sehr gutem Zustand und durchaus benutzbar.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
29° 18'N, 35° 19'W |
42 |
646 |
Die halbe Nacht und dann noch bis Mittag arbeitet der Motor. Dann beschließe ich wieder mal auf Wind zu warten. Gerade zum Mittag finden wir noch einen Fischerboje , die wir interessiert in Augenschein nehmen wollen und beim Manövrieren muss ich feststellen, dass die Maschine nun auch bei Vollgas nicht mehr über 1500 UpM kommt. Das Problem war schon in Pelotas bemerkt worden, da waren es aber noch 1800 UpM. Das heißt die Maschine verliert offenbar über doie Zeit signifikant an Leistung! Wir müssen sie also künftig unbedingt schonen, um sie zur Stromerzeugung und zum Einlaufen zur Verfügung zu haben. David meint, dass es u. U. mit dem Austausch der Einspritzdüsen getan wäre, empfiehlt aber zuätzlich einen kompletten Check inkl. Kompressionsprüfung etc.
So liegen wir den ganzen Nachmittag und die halbe Nacht bekalmt. Wir entdecken die Spiel-Sammlung auf Milan wieder und spielen mit großem Vergnügen Schach, Dame, Mühle, Poker, Domino...
Zum Abendessen gibt es Pizza und trotz Stromspar Gebot eine weitere Folge von „The Lord of the Rings“ Ansonsten bleibt der Bord Computer aber nun bis auf kurze Betriebszeiten für Logbuch Nachtragungen ausgeschaltet.
Bis 23:30 schlafen wir beide, während wir auf einem nahezu spiegelglatten Atlantik nur ganz sanft geschaukelt werden. Ein ganz leiser Windhauch, der mir durch die geöffnete Luke über das Gesicht streicht weckt mich auf und tatsächlich ist gegen Mitternacht eine ganz leichte Brise aufgekommen: Ostwind Stärke 1. Ich setze also Segel und bin erstaunt dass David die ganze Zeit trotz des Schließens der Luke über seinem Kopf und bei dem Geratter der Winschen selig weiter schläft. Nachdem ich alles eingerichtet habe können wir immerhin mit 2-2,5 Kn auf direktem Kurs segeln. Die ersten 2 h vergehen allerdings damit, die 4 sm, die wir mit der Strömung in 12h zurück getrieben sind wieder aufzuholen. Erst danach kommen wir effektiv wieder näher an unser Ziel.
Segelstellung und Kurs verlangen bei dieser Leichtwind Segelei ständige Aufmerksamkeit. Sobald wir mal vom optimalen Anstellwinkel der Segel abweichen, steht das Boot schnell praktisch still und dann dauert es eine Weile bis der Kurs mit zunächst großen Ruderausschlägen wieder angelegt werden kann und wir wieder ganz langsam Fahrt aufnehmen. Einige Male gehen wir auch unbeabsichtigt durch den Wind, und das anschließende Wendemanöver um wieder auf Kurs zu kommen dauert schier ewig. Nichtsdestotrotz: Wir machen wieder Strecke nach Norden gut.
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Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
29° 35'N, 35° 19'W |
23 |
632 |
Kaum Wind. - Ein Tag der überwiegend mit Baden und Warten auf Wind vergeht. Ich reinige beim Baden auch den Wasserpass Bereich.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
30° 16'N, 35° 3'W |
44 |
589 |
Bei ganz leichten, wechselnden Winden gleiten wir wieder langsam über die spiegelglattte See, die manchmal immer noch glasig ohne jede Kräuselwelle ist. Es gibt jede Menge portugiesischer Galeeren.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
31° 17'N, 34° 58'W |
67 |
515 |
Der Wind dreht auf SSE und wir setzen den Spinnaker, mit dem wir dann auch recht gut voran kommen. Am Nachmittag brist der Wind sogar eine Weile weiter auf und dreht auf SW, sodass wir den Spinnaker zunächst bergen und halsen müssen. Der Windgenerator läuft in dieser Phase erstmals seit Tagen wieder an, regelt aber immer sofort wieder herunter, sodass keinerlei Ladestrom erzeugt wird. Da ist wohl wieder der Regler defekt. Es ist genau die selbe Symptomatik wie damals auf der Reise nach Gambia. Wir werden den Windgenerator wohl in Horta abbauen müssen, damit ich den Regler als Muster mit nach Hause nehmen kann
Da ist die zunächst durch das gute Vorankommen aufgekommene hervorragende Stimmung doch gleich wieder gedämpft. Wir laden die Batterien nach 3 Tagen rund eine Stunde lang mit der Maschine. Weiterhin ist also striktes Sparen von Strom nötig: Rechnerbetrieb nur kurze Zeiten am Tag und Lichter nur die unbedingt benötigten.
Nach etwa 2 Stunden unter Groß und ausgebaumter Genua hat dann der Wind wieder abgenommen und wir setzen erneut den Spinnaker. Nachmittags wird wieder gespielt: Schach und Mühle.
Die Bord-Zeit wird heute um eine Stunde auf die Zonenzeit von 30°W vorgestellt, sodass der Mittags-Zeitpunkt wieder nahe 12 Uhr ist. Das Mittags Etmal ist alsonur über 23h gerechnet und dafür gar nicht so schlecht.
Die (in meinen Augen ohnehin unsinnige ;-) Umstellung um zwei weitere Stunden für die Anpassung der Zeit auf den Azoren an die im Mutterland Portugal verschiebe ich dann auf die Zeit nach dem Einlaufen.
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Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
32° 41'N, 33° 8'W |
102 |
413 |
Morgens gegen 5 Uhr wache ich auf und treffe David schlafend auf der Navi-Koje an. Schmunzelnd rufe ich laut „Guten Morgen“ und er schreckt mit sichtlich schlechtem Gewissen hoch. Wir laufen mit gut 5 Kn und ein paar Meilen voraus ist tatsächlich wieder ein Schiff in Sicht.
Ich hatte das Problem mit der Müdigkit selbst auch auf meinen Wachen und kann David daher gar nicht böse sein. Die 6h sind halt doch recht lang und so beschließe ich ab sofort auf 4h Nachtwache zu verkürzen. Schließlich müssen wir hier immer näher an den Azoren und vor allem an verschiedenen Haupt Schiffahrts Routen von und zum englischen Kanal, bzw. der Straße von Gibraltar – wie man sieht – doch wieder häufiger mit Schiffs Begegnungen rechnen.
Wie um das zu bekräftigen, begegnet uns im Lauf des Tages noch die „Sentosa Bulker“ deren Kurs zunächst tatsächlich exakt für eine Kollision passen würde. Der Wach Offizier dort auf der Brücke ändert aber schließlich seinen Kurs vorschriftsmäßig so, dass er uns in ca. einer halben Meile Abstand passiert.
Gegen 7 Uhr setze ich mal wieder denSpinnaker und der bringt uns dann über den Tag und die ganze Nacht hinweg mit 6-7 Knoten voran. Da kommt Freude auf, auch wenn die Windpilot Anlage dieser Segel Konstellation nicht mehr ganz gewachsen ist, sodass im Prinzip beinahe dauernd jemand bereit sein muss steuernd einzugreifen. Der Aufwand lohnt sich aber, denn die Entfernung nach Horta schrumpft auf diese Weise recht flott zusammen.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
34° 14'N, 31° 38'W |
126 |
287 |
David hat mit seiner neuen Wachzeit 02-06 Uhr das Pech in eine Phase heftigen Regens zu geraten. Immerhin der Spinnaker auch in den Böen gerade noch beherrschbar auch wenn er zeitweise schon recht laut knallt und der Kurs von Hand gehalten werden muss.
Gegen 6 Uhr überlege ich dann, ob es nicht doch sicherer ist, erst mal auf den Spi zu verzichten, um das Rigg zu entlasten und nicht dauernd steuern zu müssen. Die Entscheidung wird mir dadurch erleichtert, dass der Schäkel am Achterholer aus unerfindlichem Grund auslöst, sodass wir den Spi ohnehin bergen müssen. Ich beschließe danach erst Mal bei Genua und Großsegel zu bleiben, da der Winkel zum Wind ohnehin für den Spi sehr grenzwertig geworden ist. Zwar sind wir so nur noch 4-5Kn schnell, aber ich fühle mich mit dieser Besegelung doch sicherer und wir müssen auch nicht mehr von Hand steuern. Wenn es so weiter ginge könnten wir schon am Samstag einlaufen...
Am frühen Nachmittag beschließe ich es David gleich zu tun und meine Haare zu stutzen. Ich stecke ein 9mm Distanzstück auf den Haarschneider und gehe mit über der Reling hängendem Kopf kurz entschlossen ans Werk. Nach zwei Bahnen mit dem Haarschneider stelle ich verdutzt fest dass ich das Distanzstück wohl gleich am Anfang der See übergeben haben muss. So habe ich nun zusätzlich zu der bereits natürlich vorhandenen Lücke auf dem Hinterkopf noch zwei elegant gezogene Bahnen ohne Haare. Wirklich originell und natürlich Anlass zu ausgelassener Heiterkeit an Bord. Ich werde in nächster Zeit an Land wohl am Besten mit Kappe herum laufen. Glücklicherweise ist es bei meinem ohnehin kurzen Haarschnitt nicht ganz so auffällig.
Nach dieser Haarschnitt Episode setzen wir erneut den Spinnaker, dieses Mal den
Kleinen, da es für den Großen doch ein wenig zu windig ist.
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Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
36° 14'N, 30° 32'W |
122 |
165 |
Der 35. Seetag. Die ganze Nacht durch kommen wir mit dem kleinen Spi flott voran. Weit im Westen ist dann und wann Wetterleuchten zu sehen und tatsächlich erreicht uns in der Morgendämmerung die damit zusammenängende Front von Böen. Ich beschließe beim Anblick der heran ziehenden Wolken zunächst das Großsegel zu reffen und anschließend auch den Spi zu bergen. Letzteres kann gerade noch rechtzeitig mit dem Auffrischen des Windes abgeschlossen werden, weil ich zunächst Pbleme habe, den zu hoch hängenden Schäkel am Achterholer auszulösen. Erst mit dem Fischer Gaff als Haken gelingt es mir. Anschließend sind wir allein unter gerefftem Groß eine Zeit lang immer noch mit rund 6 Kn unterwegs.Nun kann ich auch den Brot Teig wieder vorbereiten, nachdem das unter Spi immer wieder unterbrochen wurde, weil ich an Deck hasten musste um das in den Wind schießende Boot wieder auf Kurs zu bringen. Mit der verkleinerten Segelfläche ist die Windpilot Anlage dem Job wieder gewachsen.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
37° 26'N 29° 22'W |
91 |
75 |
Keine besonderen Vorkommnisse an diesem 36. Seetag. Etwas frustrierend ist das Abnehmen und Drehen des Windes am Abend: Eine Weile können wir statt 035 nur noch 065 steuern und das nur mit 2,5 Knoten. Glücklicherweise wird es aber doch schon bald in der Nacht wieder besser.
Mittags Position |
Etmal |
Verbleibende Distanz |
38° 38'N 28° 31'W |
75 |
0 |
Gegen 3:30, mit dem Einsetzen der Dämmerung, bekommt David den Vulkankegel von Pico schemenhaft zu sehen. Um 5 Uhr liegen Faial und Pico dann schon mächtig und unübersehbar vor unseren Augen, obwohl beide Inseln da noch rund 25sm entfernt liegen.
Wir gleiten bei wechselnden Winden langsam über eine ruhige See näher und näher heran. 3 sm vor dem Ziel nimmt uns dann die Windabdeckung von Faial so gut wie vollständig den Wind und so kriechen wir den Rest der Strecke mit der Maschine im „Schongang“ von 1200 UpM in den Hafen. Ziemlich genau um 12 Uhr sind wir an der Empfangs- und Treibstoff-Pier fest. Die Formalitäten sind für uns als Europäer in 10 Minuten im Marina Office direkt an der Pier erledigt. - Kein umständliches Hin- und Her-Gerenne zwischen verschiedenen Ämtern und kein Ausfüllen von Formblättern: Milan ist noch im Computer der Marina gespeichert.
Vor dem Verholen an den zugewiesenen Liegeplatz füllen wir gleich noch den Dieseltank wieder auf, denn es ist wegen möglicher Kondenswasser-Bildung besser, diesen bei längeren Liegezeiten voll zu haben. 135 l Diesel haben wir dann doch in den Flauten während knapp 50h Betriebszeit verbraucht.
Die Gesamtbilanz der Reise: 37 Seetage, 3277 gesegelte sm (direkt wären es bei idealem Wind 2815 gewesen) und ein Durchschnitts Etmal von 81sm pro Tag.
Interessant ist, dass die Reisedauer genau dieselbe wie bei der Hinreise nach Recife in 2010 ist. Auf der Reise südwärts hatte ich mit 8-9 Tagen in den Doldrums etwas länger Flaute als diesmal auf der Nordreise. Dafür hatten wir jetzt die zusätzliche Strecke im Nordost Passat und etwas mehr Flauten in den sogenannten „Roßbreiten“ nördlich von etwa 24°N.
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