Tagebuch Reise von Buenos Aires Richtung Süden

Am 4. November kam wie geplant Hans aus Freiburg zum Mitsegeln Richtung Süden an Bord.

Die Segelmacher am Ort sind alle ziemlich ausgelastet, und außerdem stellt sich heraus, dass es entgegen vorheriger Zusage nun doch nicht möglich ist, die Segel abzuholen. Demzufolge musste ich den Plan, alle Segel mal zum Überholen zu geben verwerfen. Vielmehr wurde nun Hans mit einigen Näharbeiten an den prinzipiell noch nutzbaren Segeln betraut. Lediglich die schwer beschädigte kleine Rollgenua und das von Hand schwer zu nähende dicke Gurtband an der Sprayhood sollten nun noch einem Segelmacher anvertraut werden. Nachdem “Hood Sails” mich mit der falschen Zusage, die Segel am Wochenende abholen zu wollen auf recht merkwürdige Art sitzen gelassen hatte, hatte ich nun Kontakt zu North Sails aufgenommen und die prompt erfolgte Antwort auf meine e-mail las sich erst Mal recht professionell und vielversprechend: Wir würden das Segel nach San Fernando bringen müssen und mit Fertigstellung wäre erst am 23.11 zu rechnen, aber immerhin: Das reparierte Segel könne ggf. an einen beliebigen Hafen weiter im Süden geschickt werden.

Mit dem Mechaniker für die Motorprobleme und die Schweißarbeiten werde ich von einem Tag auf den Anderen vertröstet und irgendwann stellt sich heraus, dass das Schweißen von Aluminium an Bord überhaupt nicht möglich sein wird. Für den Heckkorb muss also eine schraubbare Ersatzkonstruktion her, was schließlich auch mit Hilfe einer Niro Werkstatt in der Stadt gelingt.

Als ich mich gerade auf den Weg machen will, um den neuen Niro Fuß abzuholen, kommen tatsächlich auch die Mechaniker - und zwar gleich 3 Mann / Frau hoch! Alle drei sind deutlich untergroß bzw. übergewichtig und haben mehr oder weniger ernste Probleme, das Schiff über die Badeleiter vom niedrigen Steg aus zu erklimmen. Aber schließlich sind alle drei an Bord und ich versuche mit meinen beschränkten Portugiesisch Kenntnissen das Problem mit dem Kühlwasser zu erklären. Irgendwie klappt das so einigermaßen, obwohl wir stellenweise herrlich aneinander vorbei reden, bzw. kein Wort mehr verstehen. Insbesondere die Frau in der Gruppe kommt recht gut mit meinem rudimentären Portugiesisch klar und kann immer wieder vermitteln. Einer der Mechaniker macht sich im heißen, stickigen Maschinenraum an die Arbeit, die Wasserpumpe auszubauen. Er schnauft dabei so schwer und schwitzt so stark, dass ich schon ein wenig befürchte, ich müsse gleich einen gut 2 Zentner schweren Herzinfarkt Patienten dort unten versorgen und Hilfe für ihn holen. Es geht aber alles gut. -Schließlich ist die Wasserpumpe ausgebaut und dem Profi ist sofort klar, woran ich zuvor lange herum gerätselt habe: Das Pumpengehäuse hat Riefen und der Impeller kann demzufolge nicht mehr ganz dichten. Der Test mit dem dies verifiziert werden kann ist denkbar simpel: Normalerweise kann man durch so eine Impellerpumpe wohl entweder gar nicht oder nur sehr schwer durchpusten. Bei meinem Exemplar strömt die Luft jedoch völlig ungehindert vom Einlass zum Auslass. Als Lösung wird mir angeboten, die Laufflächen mit der Drehbank wieder glatt zu machen. Dazu muss die Pumpe mitgenommen werden und soll am nächsten Ttag wieder repariert an Bord kommen. Nach etwas Zögern willige ich ein, in der Hoffnung, die Pumpe auch tatsächlich am nächsten Tag wieder zu sehen.

Anschließend hole ich auch noch den Fuß für den Heckkorb von der Werkstatt ab. Der Inhaber dort ist selbst Segler und wir unterhalten uns während der letzten Schweißarbeiten am Relings-Fuß noch ganz nett über Segeln nach Brasilien und insbesondere über die Vorzüge argentinischer und brasilianischer Frauen. Nach seiner Meinung sind die brasilianischen eindeutig schöner ;-)

Schließlich übergibt er mir den fertigen Fuß zu einem äußerst günstigen Sonderpreis von umgerechnet ca. 30€. Das hätte ich wohl nirgends sonst so günstig bekommen, auch nicht aus Serienfertigung!

Gleich nachmittags baue ich den Fuß am Heck an, und damit ist das Problem mit dem Heckkorb gut gelöst.

Am nächsten Tag kommt tatsächlich die reparierte Pumpe wieder, die auch wirklich wesentlich besser zieht als zuvor! Wiederum atmet der Mechaniker beim Einbau, als ob er gleich umkippen würde, aber wieder geht alles gut. Der Preis für diese Reparatur ist aber auch stolz: Rund 250€!

Noch am selben Nachmittag laufen wir aus, um nach San Fernando, 12sm flussaufwärts zu verlegen, wo wir das Segel bei North Sails abgeben wollen.


In der urigen Niro Werkstatt in Buenos Aires. Man beachte auch das deutsch sprachige Werbeschild für Spax Schrauben.


Blick Richtung Stadtzentrum vom Liegeplatz im YCA aus.


Gleich neben dem YCA werden immer wieder solche Containerriesen von Schleppern gedreht


Segelschüler im YCA



Mittwoch, den 7.11.2012

Nach Einbau der Wasserpumpe und nach der obligatorischen Abmeldung bei der Prefectura legen wir nachmittags ab mit Ziel: Yachtclub Barlovento in San Fernando. Diesen hatte mir der Segellehrer Luis empfohlen und ich hatte mich von ihm auch noch mal bezüglich der Route durch die Flachwassergebiete im Flussdelta instruieren lassen. Das erste Stück haben wir noch etwas Wind und können segeln aber damit ist ziemlich bald Schluss: Bei Flaute kommt der Motor wieder zum Einsatz. Irgendwann kommen wir über nur noch 1,5m tiefes Wasser und ich beschließe einige Stunden zu ankern, bis die Tide weiter aufgelaufen ist. Gegen 22 Uhr gehen wir wieder Ankerauf und tasten uns in den enger, aber schließlich auch wiedr tiefer werdenden Fluss hinein. Die Yachthäfen sind dort drin aneinander gereiht wie Perlen auf der Kette und prompt nehmen wir des Nachts eine Einfahrt zu spät, was wir nach dem Festmachen schnell feststellen: Ein Wachmann teilt uns mit, dass dies nicht der Yachtclub Barlovento sondern ein privater Hafen ohne Gastplätze ist. - Peinlich! Aber was soll's – schnell wieder abgelegt, eine Einfahrt zurück gefahren und wir machen gegen 23:30 im richtigen Hafen fest.


Auslaufen aus Buenos Aires – Noch unter Segeln...





8.11.-10.11.

Die Formalitäten hier umfassen leider auch einen erneuten Besuch beim Zoll, was ich nach 12sm Segelei innerhalb des Landes für ziemlich unsinnig halte, aber die Dame im Club besteht darauf, dass ich mich in ein Taxi setze und dort vorbei schaue. Nun ja was soll man machen …. Immerhin

sind die Beamten dort nett und gut aussehend ;-).

Dafür gerate ich für die Rückfahrt an einen Taxifahrer, der mit meiner Ortsangabe “Yachtclub Barlovento” nichts anzufangen weiß, aber trotzdem erst mal losfährt! Ich erkläre ihm etwas unwirsch, dass ich nicht mehr bezahle als für die Hinfahrt und erst daraufhin erkundigt er sich über Funk in der Zentale nach dem Fahrtziel. Schließlich komme ich nach einer -verglichen mit der Hinfahrt- quälend langsamen Tour wieder am Hafen an.

Später kommen nach einem kurzen Telefonat noch mal unsere bereits bekannten Mechaniker an Bord, um die Lichtmaschine auszubauen und zu reparieren.

Nachmittags bringen wir – zu Fuß im Schweiße unserer Angesichter – die Genua und die Sprayhood zum Segelmacher. Das Gurtband wird mal eben ohne viel Aufhebens wieder angenäht, und so können wir eine intakte Sprayhood mit auf die Reise nehmen.

Bezüglich der Genua komme ich mit Federico von North Sails überein, dass diese bis zum 23., evtl.- auch schon bis zum 21. repariert wird und dann an einen passenden Hafen, vermutlich Puerto Madryn nachgeschickt wird.

Die Lichtmaschine wird am 9. wieder eingebaut und funktioniert tatsächlich mit dem externen Sterling Regler! Allerdings sind hierfür auch noch mal weitere 200€ fällig.

Sonntag, 11.11.2012

Soweit ist also alles Wesentliche erst mal wieder klar und wir legen am frühen Nachmittag ab mit Ziel Mar del Plata. Wir haben den Wind zwar die nächsten Tage auf die Nase, aber ich will nicht noch eine ganze Woche warten und nehme deshalb die voraussichtliche Kreuzerei bis zur Mündung des Rio dela Plata in Kauf.

Zeitweise sind die Bewegungen des Schiffs wieder etwas härter und ich habe wiederum etwas mit Seekrankheit zu kämpfen. Diesmal aber lange nicht so schlimm wie auf dem Trip von Pelotas. Dennoch nehme ich vorsichtshalber etwas von dem “Wundermittel” das Hans mitgebracht hat und tatsächlich wird es bald besser. - Ob wegen des Mittels oder einfach durch Gewöhnung lässt sich natürlich nicht sicher sagen.

Ich führe bald nach dem Passieren von Buenos Aires einen 4h Wach-Rhythmus ein, wobei ich die Wache von 20-24 Uhr übernehme. 4 h Schlaf am Stück sind für mich im küstennahen Revier ja richtig komfortabel, selbst wenn noch die Eine oder Andere Unterbrechung der Freiwache für ein Segelmanöver dazwischen kommt.

12.11.-13.11.2012

Wir kommen mit dem Aufkreuzen eigentlich recht gut voran, sodass am 13. Abends das Leuchtfeuer von Kap San Antonia, das als äußere Begrenzung des Rio de la Plata gilt in Sicht ist. Von hier aus sollten wir direkten Kurs segeln können, weil die Küste weiter südlich verläuft.

Der Wach Rhythmus zu zweit hat sich sehr schnell eingespielt. Hans taucht -Dank der Weck Funktion seines Blackberry – immer sehr pünktlich zu seinen Wachen auf und ich muss eher selten mal nachts hinzu kommen um bei Kursänderungen oder beim Reffen zu assistieren,. Ich selbst muss zu meiner Schande gestehen, dass ich da weniger diszipliniert bin. Ein paar mal verschlafe ich doch eine Viertel Stunde. Insgesamt funktioniert das Zusammen – oder besser Nebeneinander her – Leben an Bord bislang sehr gut.

Mittwoch, den 14. 11. 2012

Seglerisch lief es an diesem Tag recht flott bei achterlichem, nachmittags auf knapp 5Bft auffrischendem Wind unter Großsegel und dem kleinen Spinnaker. Immer wieder erreichen wir kurzzeitig Geschwindigkeiten zwischen 8 und 9 kn. Im Schnitt sind es nachmittags immerhin um die 7 kn, was für Milan ein hervorragender Wert ist. Tagsüber stellt sich leider heraus, dass die Maschine nicht mehr zu starten ist. Trotz der neuen und an sich voll geladenen Staerterbatterie dreht der Anlasser nicht durch. Ich versuche es noch mal mit der alten Batterie, jedoch auch ohne Erfolg. Mittlerweile schafft die Windpilot Anlage es nicht mehr, das Schiff stabil auf Kurs zu halten und da ich die schnelle Fahrt möglichst beibehalten will, um noch heute bei Tageslicht anzukommen, steuere ich von Hand weiter und Hans macht sich in der Maschine auf die Suche nach eine Lösung des Problems. Die besteht schließlich darin, den Magnetschalter des Anlassers direkt von unten mit einem eigens dafür vorbereiteten Kabel zu schalten. Offenbar kommt über die reguläre Elektrik enfach nicht genug Strom zum Schalten des Anlassers an. Zuvor hatte Hans den Anlasser noch ausgebaut und festgestellt dass dieser selbst wohl in Ordnung ist. Mit dieser Notlösung springt die Maschine schließlich – zwar schwer und erst nach langem Drehen des Anlassers – aber immerhin an! Ein Stück vor der Einfahrt fliegt mir meine Mütze vom Kopf ins Wasser, kann aber mit einem Segelmanöver – wenn auch erst im zweiten Anlauf – wieder geborgen werden.

Beim Einlaufen versagt dann abermals die Lichtmaschine ihren Dienst, was mich natürlich nach der teuren Reparatur richtig ärgert. Das Anlegemanöver bei Seitenwind zwischen sehr hohen Dalben verläuft auch nicht gerade rund und nachdem wir schließlich erst nach einem schweren Kampf alle 4 Leinen ordnungsgemäß fest haben ist meine Stimmung ziemlich im Keller. Der Abend wird nach diversen Bieren und einem leckeren Steak im Restaurant des benachbarten Club Motonautica mit gemischten Gefühlen auf meiner Seite geschlossen. Hans sieht die Vorkommnisse des Tages etwas gelassener und kann unsere Ankunft daher eher genießen als ich. Die Atmosphäre im Club kann man als urig bezeichnen und wir werden schon beinahe überschwenglich willkommen geheißen.









Freitag, den 16.11.2012

Gegen Mittag kam wie vereinbart die neue Batterie an Bord und die (-eigentlich ja noch gar nicht so-) alten von Bord. Die alte Starterbatterie bleibt doch erst Mal in Betrieb, sodass wir künftig mit der neuen aus San Fernando noch eine Reserve Batterie für den Notfall an Bord haben … Man kann hier an Bord ja nie wissen ;-). Der Rest des Tages vergeht mit weiteren kleinen Reparaturen und einer gemeinsamen Einkaufs-Tour zu Fuß. Abends essen wir im Restaurant des YCA, das sich als wesentlich belebter und lauter als tags zuvor beim Club Motonautica heraus stellt. Die bestellte Paella schmeckt jedenfalls vorzüglich.

Samstag, den 17. 11. 2012

Vor dem Auslaufen wollte ich noch versuchen ein paar Dinge für die Elektrik (was sonst ,-) zu besorgen und vom Batterie Lieferanten eine Quittung für die neue Batterie abzuholen. Deshalb galt es wieder mal früh aufzustehen, was mir aber ja normalerweise nicht schwer fällt. Mit dem Fahrrad machte ich mich zunächst auf die Suche nach dem Elektro Händler “Casa Blanco”, den wir an den vergangenen Tagen noch nicht ausfindig gemacht hatten, obwohl wir glaubten, die Wegbeschreibung richtig vertanden zu haben. Diesmal wurde ich tatsächlich direkt an der Ecke “Edison / Av. 12 de Outobro fündig. Wir müssen zuvor mehrfach daran vorbei gelaufen sein! Leider bekomme ich dort aber weder den Ersatz Taster für das Motor Panel, noch die kleinen Stecker und Lötstifte dafür.

Also “erbeute” ich nur eine Rolle Isolierband und setze meine Stadtrundfahrt fort zum Batterie Lieferanten in der Av. Indepencia. Dort bekomme ich immerhin Ringösen zum Anschluss von Kabeln und und einen Hinweis auf Elektronik Läden in der selben Straße. Den Taster kann ich leider nirgends finden, aber immerhin bekomme ich noch Lötstifte und Stecker. Den Rückweg fahre ich durch dir Fußgängerzone und and den Stränden entlang und lerne damit doch noch die schöneren Seiten von Mar del Plata kennen. Wieder zurück müssen einmal mehr 4 Formulare mit dem gleichen Inhalt ausgefüllt werden und zuir Prefectura gebracht werden.

Die Prefectura ist ziemlich beschäftigt mit gleich mehreren größeren Schiffen , und ich muss noch extra ein Formular ausfüllen, in dem ich erkläre, dass ich auch ja nicht unterwegs einen Abstecher zu den Malvinas / Falcklands machen werde. Die Argentinier hadern ja wohl immer noch mit der Zugehörigkeit dieser Inseln zu Großbritannien. Der Hafenmeister erlässt mir großzügigerweise noch die Hafengebühr für 2 Tage, was mich natürlich freut. Gegen 14 Uhr ist dann alles erledigt und wir laufen aus. Nach ein paar Kreuzschlägen sind wir aus dem Hafen und frei von den Untiefen. Bei herrlichem Sonnenschein und halbem Wind mit gut 4 Bft rauschen wir mit gut 7 Kn Richtung Süden. So macht Segeln dann wieder Spaß!

Irgendwann bleibt der Auslöser des Schnappschäkels, den ich neuerdings auch an der Spi Schot verwende irgendwo hängen und die Spischot klinkt sich selbsttätig aus! Wir müssen den Spi also erst Mal bergen, und da ich ihn über Nacht ohnehin nicht ganz so gern stehen lasse bleibt er für heute ganz unten und wird durch die Genua ersetzt.

Gegen Abend entdecke ich in dieser zwei Risse, die leicht weiter aufgehen können. Deshalb beschließen wir, die Genua zu bergen, damit Hans erneut in seiner Funktion als Segelmacher tätig werden kann. Allein unter Groß geht es während der Reparatur auch ganz gut voran und nach einer knappen Stunde ist Hans mit den Näharbeiten fertig, sodass wir das Vorsegel wieder setzen können. Die Risse müssen an hervorstehenden Schrauben vom Dinghi Rigg entstanden sein. Deshalb nehme ich dieses erst Mal unter Deck.


Fleißarbeit zum Abmelden bei der Prefctura: 4x das gleiche Formular ausfüllen.


Ausfahrt aus Mar del Plata





Sonntag, 18. 11. 2012

Die Nacht verläuft ohne besondere Vorkommnisse in unserem inzwischen schon gewohnten Wach Rhythmus. Hans sieht einige Male in der Nacht Delphine mit Meeresleuchten. Gegen Abend gibt es ein paar neue Probleme: Ich stelle fest, dass der Lümmelbeschlag vom Großbaum mal wieder verbogen und angerissen ist. Der Wind war schon einige Zeit vorher fast eingeschlafen, sodass wir bereits unter Motor fuhren. Ich berge das Großsegel und beginne den Baum vom Mast zu lösen. Glücklicherweise habe ich noch einen Ersatz Bolzen an Bord und zusammen mit Hans, der zu Beginn seiner Wache hinzu kommt, schließen wir die Reparatur ab. Gleich als Nächstes lädt die Lichtmaschine schon wieder nicht mehr! Es ist wie verhext. Diesmal zeigt der Regler die Warnung “Überspannung an der Batterie”. Nach einem erneuten Start funktioniert wieder alles normal und wir finden uns damit ab, die Ursache des wiederkehrenden Problems immer noch nicht verstanden zu haben. Wenigstens scheint die Lichtmaschine ja nicht komplett ausgefallen zu sein.


Spifall klariert!


Flaute!


Konzentriertes Segeln am schwachen Wind





Montag, 19.11.2012

In der Nacht kommt Nebel auf und löst sich auch tagsüber nicht mehr richtig auf. Der Wind ist sehr wechselhaft in der Richtung und überwiegend schwach, sodass der Tag im dauernden Wechsel zwischen Motorfahrt und Segeln verläuft. Der Überspanungsfehler tritt zunächst nicht mehr auf, aber die Ladespannung schwankt teilweise und erreicht immer wieder Mal Werte etwas oberhalb 14,4V. Ich habe den Minus Anschluss des Reglers an der Masseschiene in Verdacht und tatsächlich finde ich, dass das Kabel dort brüchig ist. Ich schließe es also neu an und bin damit wohl einer zuverlässigen Elektrik wieder ein Schrittchen näher gekommen ;-.

Über den Tag müssen wir etliche Male die Segelfläche bzw. Segelstellung anpassen. Gegen Abend taucht in Nordwest bis West Wetterleuchten auf und bald brist der Wind tüchtig auf. Die Windpilot kommt mit dem böigen Wind nicht mehr 100% zurecht und somit müssen wir in der Nacht am Ruder aufpassen. Hans hat zudem das Pech, einen Teil seiner 0-4 Uhr Wache mitten in andauerndem Wetterleuchten zu verbringen, welches Milan immer wieder in gespenstisches Licht taucht. Trotzdem das Wetterleuchten ringsum zu sein scheint, ist nur ganz selten sowas wie Donner zu hören. Die Entladungen finden offenbar in großer Höhe zwischen den Wolken statt. So ist Hans froh, als ich ihn um 4 Uhr ablöse und ich habe das Glück, dass die Gewitterzone bald danach hinter uns liegt.

20.-23.11. 2012

Die folgenden Tage bringen weiterhin sehr wechselhafte Winde sowohl in der Richtung als auch in der Stärke. Leider ist auch viel Gegenwind und Flaute dabei. Während der Flautenzonen benutze ich jetzt doch öfters den Motor, weil wir beide jetzt schon etwas ungeduldig der Ankunft entgegen streben. Besonders frustrierend sind einige Stunden, die wir in der Einfahrt zum Golfo Nuevo praktisch auf der Stelle hin – und her segeln, weil kräftiger Wind und Gezeitenstrom von vorne kommen. Mit dem Kentern der Tide rutschen wir aber schließlich am späten Abend des 22. doch noch in den Golfo Nuevo hinein. Die 33sm bis zum Hafen ziehen sich dann aber bei Gegenwind doch noch bis zum Nachmittag des 23.11. hin. Ursprünglich war geplant am Eingang zum Golf einen Ankerplatz aufzusuchen und Pause zu machen. Wegen kräftigem auflandigem Wind muss diese Planung jedoch verworfen werden.

Am 23. gibt es nachmittags als Highlight noch mal etliche Wale zu sehen, einige davon aus nächster Nähe. Einmal muss ich sogar fast beidrehen, weil es so aussieht als ob wir sonst auf einen unmittelbar voraus aufgetauchten Wal auflaufen würden! Wie ich später lerne, handelt es sich wohl durchweg um sogenannte “Südkaper” (Eubaleana Australis). Soviele Wale wie an diesem einen Nachmittag hatte ich zuvor in meinem ganzen Seglerleben nicht gesehen!

Die Böen aus W-NW nehmen im Lauf des Tages immer mehr zu, sodass ich zum Schluss meinen ursprünglichen Plan komplett unter Segeln einzulaufen wieder verwerfe, weil die große Genua -trotzdem sie weit eingerollt ist- in den Wenden schon bedrohlich knattert. Also fahren wir die letzte halbe Meile zum Ankerplatz vor der Prefectura Naval doch unter Maschine und ankern bei 5,5m Wassertiefe relativ dicht am Strand. Ziemlich bald wird mir klar, dass mir hiermit ein recht peinlicher Fauxpas unterlaufen ist: Ich hatte nämlich tatsächlich vergessen, die Tide zu berücksichtigen! Beim Ankern hatten wir dann auch -Murphy's Gesetzen folgend- annähernd Hochwasser und somit würde das Wasser voraussichtlich noch bis ca. 1,9m Wt fallen! Da es ruhig ist beschließe ich aber, das in Kauf zu nehmen, zumal Milan bei glattem Wasser ja problemlos auch ganz trocken fallen kann.

Als Nachbarn liegen ganz in der Nähe die Franzosen, die wir schon von Mar del Plata kennen.

Ich melde uns noch via Funk bei der Prefectura an und verspreche “as soon as possible” mit den Papieren vorbei zu kommen.

Samstag, 24.11.2012

Beim Frühstück werden wir von einem fremden Boot aus angerufen und man macht mir verständlich, dass die Prefectura mich über Funk ruft. Ich schalte also das Funkgerät wieder an und erfahre, dass es um die Meldung mit den Papieren geht. Die Papiere sind eben überall gaaanz wichtig! Ich verspreche nun in einer Stunde vorbei zu kommen was ich dann auch so mehr oder weniger einhalte. Die Beamten sind sehr nett und füllen diesmal das Formular sogar selbst aus!

Da mit einer Winddrehung auf SE mittlerweile doch etwas Schwell aufgekommen war, beschließen wir, den nun riskanten Ankerplatz in etwas tieferes Wasser zu verlegen.

Ansonsten vergeht der Tag mit der Erkundung des Ortes, einigen Einkäufen und dem Mieten eines Autos für einen Ausflug am folgenden Sonntag.

Hans hat am Abend auch schon sein Bus Ticket für die Rückfahrt nach Buenos Aires in der Tasche.

Sonntag, 25.11.2012

Gegen 9 Uhr holen wir den Mietwagen ab und es geht auf Land Erkundungstour. Wir haben uns vorgenommen, einmal um die Halbinsel Valdes zu fahren. Die geplante Tour hat einen Umfang von ca. 400Km und führt uns größtenteils auf nicht asphaltierten Pisten durch durch weite, karge Landschaft. Leider ist die Gegend auch hier schon wieder touristisch gut erschlossen und wir müssen am Eingang zum geschützen Gebiet pro Person 100 Pesos (ca 17€) bezahlen. Ganze Busladungen bereisen das Gebiet und man darf auf freier Strecke nicht aussteigen, um die Tiere nicht zu stören. Dank der Weite des Landes verteilt sich der Strom der Touristen allerdings sehr schnell und man merkt auf freier Strecke kaum etwas davon. Unsere Halbinsel Rundung haben wir im Uhrzeigersinn geplant. Bevor wir uns auf die Kies-Piste Richtung Punta Norte begeben, machen wir noch einen Abstecher nach Puerto Piramides, einem kleinen Naturhafen, der zu Zeiten meines Seehandbuchs noch von Robbenjägern genutzt wurde, jetzt aber ausschließlich touristischen Zwecken dient. Es gibt Whalewatching Boote, Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten.


Ausstellungsraum kurz nach dem Eingang zum Nationalpark. Im Vordergrund: Skelett eines Südkaper '(“Southern right”) Wales


Mit solchen Ungetümen werden die Whalewatching Boote samt Passagieren und Crew ins Wasser und wieder heraus gebracht.


Anlanden der Whalewatcher



Nach diesem Besuch geht es auf die Piste Richtung Punta Norte, wo es See Elefanten und gelegentlich wohl auch Pinguine, sowie Orcas bei der Jagd nach Robben auf dem Strand zu sehen geben soll. Wir haben heute leider kein Glück mit den Pinguinen und Orcas, aber die See Elefanten lümmeln sich träge am Strand in der Sonne. Zudem werden wir mit einem grandiosen Ausblick auf die See belohnt. Auch die Gebiete mit den “Overfalls”, - Gezeitenstromschnellen mit brechenden Wellen – sind weit draußen erkennbar.

Weiter geht es Richtung Caleta Valdes, wo wir tatsächlich Magellan Pinguine ganz aus der Nähe zu sehen bekommen. Die Tiere sind überhaupt nicht scheu. - Sie wissen offenbar sehr genau, dass ihnen von diesen Zweibeinern keine Gefahr droht.


Immer wieder sind Guanakos zu sehen, die gelegentlich trotz der Zäune auch die Straße überqueren. Man muss also aufpassen. - Kollisionen mit Guanakos sind – genau wie “Purzelbäume” – vom Versicherungsschutz des Mietwagens ausgenommen.


Durch Luftspiegelungen sieht es manchmal so aus, als wenn sich die Piste ganz in de endlosen patagonischen Weite verliert


Magellan Pinguine in der Ferne am anderen Ufer der Caleta Valdes ...


und anschließend aus der Nähe in ihrer Kolonie am Westufer der Caleta Valdes




Blick auf die Caleta Valdes

Die Weiterfahrt von hier aus verläuft dann ohne größere Attraktionen und zieht sich in der eintönigen Landschaft etwas in die Länge. Wir bekommen so einen Eindruck von der Weite der patagonischen Landschaft. Die weit verstreuten Estancias müssen jeweils für deutsche Verhältnisse gewaltige Flächen umfassen. Die frei umherlaufenden Schafe verlieren sich zwischen der kargen Vegetation sind aber wohl insgesamt doch sehr zahlreich.

Gegen 19 Uhr stellen wir das Auto wieder vor dem Büro des Vermieters ab und lassen den Abend noch in einem Restaurant ausklingen.

Montag, 26.11.2012

Heute ist Abreise Tag für Hans. Wir übernehmen zusammen noch 90l Wasser in Kanistern vom Yachtclub. Leider verreenkt Hans sich ausgerechnet beim an Bord Wuchten des letzten Kanisters noch den Rücken und muss sich für den Rest des Tages schonen. Wir unternehmen also nicht mehr viel. Ein Spaziergang durch den Ort mit anschließendem Abschieds Bier ist aber noch drin. Das Einkaufen im Supermarkt ist etwas nervig, weil die Abfertigung an der Kasse extrem schleppend von Statten geht. Da geht es an deutschen Kassen halt doch wesentlich effizienter zu...

Trotz der Verzögerung erreichen wir den Bus Bahnhof aber noch mit viel Zeitreserve vor der geplanten Abfahrt gegen 19 Uhr.

Ab sofort muss ich mich also wieder auf's Alleinsein umstellen. Den Abend beschließe ich noch mit einer großen Pizza nebst großem Bier in einem Restaurant. Als Gesellschaft habe ich ein paar Straßenhunde, von denen es hier viele gibt und die alle außerordentlich friedlich sind.

Dienstag, 27.11.2012

Vormittags übernehme ich noch Diesel: 80 l wollen via Dinghi an Bord gebracht werden. Vom örtlichen Yachtclub bekomme ich Kanister für 50 l und einen alten Einkaufswagen geliehen. Die resolute Frau im Büro ist einmalig nett und sehr gesprächig. Zwar verstehe ich gerade mal 10% von dem was sie sagt, aber das Wesentliche kriegen wir irgendwie geregelt. Mit dem Einkaufswagen schiebe ich also zwei Mal zur nahe gelegenen Petrobras Tankstelle und rudere meine Fracht zum Schiff. Das Umfüllen klappt Dank Heber Effekt mit dem speziellen Umfüllschlauch fast perfekt, allerdings rutscht mir der Schlauch ein Mal aus dem Einfüllstutzen, woraufhin sich 1/4l Diesel ins Cockpit ergießen, bis ich den Schlauch wieder eingeführt habe.

Ich besuche noch ein interessantes kleines Museum über die hiesige Natur und die Ureinwohner. Dabei lerne ich u. A., dass die Jagd Technik des gewollten Strandens, um Seelöwen oder Seehunde direkt am Strand zu erbeuten eine beinahe beinahe einmalige Errungenschaft der hiesigen Orcas ist. Nur an einer einzigen Inselgruppe im indischen Ozean ist dieses Jagdverhalten bei Orcas bisher ebenfalls beobachtet worden. Das gezielte Aufgleiten auf den Strand ist angelernt und muss den Orca Kälbern immer wieder vorgeführt werden, bevor sie es selbst lernen.

Weiterhin interessant ist der ausgestellte Fund eines Riesenkraken aus dem Jahre 2004: 5m lang und 220kg schwer!

Am frühen Nachmittag kommt der bereits erwartete SE Wind auf und lässt den Ankerplatz unruhig werden. Ich breche meinen Landgang ab und nehme das Dinghi an Deck, für den Fall, dass ich hier wetterbedingt weg muss.

Mittwoch, 28.11.2012

Am Morgen ist das Wetter zunächst noch ruhig, aber für heute ist erneut Ostwind angesagt und ich stelle mich daher darauf ein, die meiste Zeit an Bord zu bleiben. Wir haben Springtide, was sich dahingehend auswirkt, dass ich bei Niedrigwasser wieder nur noch 2m Wassertiefe habe. Ich muss wohl auch etwas landwärts vertrieben sein. Da die Nacht-Tide noch mal 50cm niedriger sein soll, beschließe ich nochmals zu verholen und ankere etwas weiter draussen auf knapp 4m Wt bei NW.

Die Bezahlung der Segelreparatur bei North Sails in San Fernando ist nach etwas hin- und Her klar gegangen und das Segel soll heute verschickt werden.

Nachmittags brist der auflandige Ost-Wind weiter auf und es wird ziemlich unruhig. Ich hoffe zunächst mal, dass ich hier nicht ganz weg muss. Gegen Abend dreht der Wind auf Nord und damit kommen die vom Ostwind aufgebauten Wellen etwas von der Seite was die Sache ziemlich ungemütlich macht. Man kommt sich vor wie in Fahrt auf See, aber vorläufig hält der Anker.

Eigentlich hätte ich heute die Wäsche von der Wäscherei abholen können, aber der Landgang mit dem Dinghi ist nicht ratsam.



Donnerstag, 29.11.2012

Heute ist das Segel von San Fernando aus auf die Reise geschickt worden, wie mir Federico per e-mail mitteilt.

Der Wind kommt immer noch aus Nord bis Ost und der Seegang hat sich ordentlich aufgebaut.

Das Schiff bockt manchmal regelrecht, sodass Allerlei aus den Regalen fliegt. An Land gehen mit dem Dinghi ist auch heute praktisch unmöglich.

Freitag, 30.11.2012

Vormittags versuche ich schon mal das Segel abzuholen, werde aber auf den Nachmittag vertröstet. Immerhin, das Paket ist registriert und offenbar tatsächlich unterwegs. Nachmittags versuche ich es gegen 18 Uhr noch mal, werde aber auf 20 Uhr vertröstet. Um 20 Uhr klappt es dann schließlich und ich kann das im großen Karton verpacklte Segel in Empfang nehmen. Ich warte noch einen Moment ab, ob vielleicht etwas zu bezahlen ist, aber da der Angestellte sich nicht weiter um mich kümmert, gehe ich davon aus, dass der Transport von North Sails mit berechnet werden wird und mache mich mit meiner Last auf den Weg. Nach rund 200m kommt mir der Angestellte hinterher gelaufen und es stellt sich heraus, dass doch noch 191 Pesos zu bezahlen sind. Da ich mit dem schweren Paket nicht noch mal zurück will drücke ich ihm 200 Pesos in die Hand und bedeute ihm das Wechselgeld wäre für die Lauferei.

1.12. - 2. 12. 2012

Am Samstag bleibe ich bei auflandigem Wind und Schwell wiederum lieber an Bord, aber am Sonntag mache ich noch mal eine herrliche Radtour mit einem gemieteten Mountain Bike. Punta Loma steht auf dem Plan und dann muss natürlich noch wieder etwas Abenteuer dabei sein: Ich fahre weiter in eine Landschaft mit teilweise steilen Hügeln und einer canyon artigen schmalen Piste, in der man immer mal wieder im Sand stecken bleibt. Nachdem ich auf diese Weise so richtig ausgepowert und zufrieden wieder im Ort ankomme gibt's an Bord ein leckeres Abendessen mit Hühnerbein, Kartoffeln und Gemüse.

Montag, 3. 12. 2012

Da ich am nächsten Morgen mit Niedrigwasser auslaufen will, gehe ich mal wieder meiner “”Lieblingsbeschäftigung” nach: “Rapport” bei der Küstenwache / Prefectura. Da mein Reiseplan etwas ungewöhnlich ist, dauert es beinah eine Stunde, bis der Typ von der Prefectura das Formular umständlich und mit diversen Tipex-Korrekturen ausgefüllt hat. Ich plane, ein paar Tage in einer kleinen Bucht (“Caleta Sara”) zu bleiben und dann zurück Bahia Blanca zu fahren. Die “Papierwürmer” hier in der Prefectura mit den schicken Marine Uniformen kennen die Küste natürlich nicht richtig und können mit Caleta Sara nichts anfangen. Auch die Angabe dere ungefähren gegrafischen Breite hilft erst mal nicht weiter. Schließlich kann ich die Bucht in “Google Earth” zeigen, denn Seekarten gibt es natürlich hier auch nicht. Schließlich ist ales fertig und gestempelt und ich will das Büro sogleich verlassen, aber da wird mir noch mal Einhalt geboten: Er müsse noch was beim Chef fragen. Nach einer Weile kehrt er zurück und erklärt mir, dass der “Jefe maximo” meint, es wäre aber nicht zulässig das Formular heute auszufüllen und erst 14h später, - am nächsten Morgen los zu fahren! Ich traue meinen Ohren nicht und frage ihn entnervt, ob die letzte Stunde nun tatsächlich für die Katz gewesen ist. Nein – das nicht, aber ich müsse morgen früh noch mal zum Unterschreiben rein kommen. Die Formulare blieben soweit vorbereitet. Zähneknirschend revidiere ich also meinen ursprünglichen Plan, das Dinghi schon an diesem Abend an Deck zu verstauen.

Dienstag, 4. 12. 2012

Gleich um 05:30 rudere ich also rüber zur Prefectura, um zu unterschreiben. Zunächst drückt er mir einfach das fertige Formular in die Hand, das ich ja schon am Vortag unterschrieben hatte. Als ich etwas verdutzt drein schaue, dann aber einfach mit dem Papier raus gehen will besinnt er sich noch mal und fragt per Telefon beim “Jefe maximo” nach, ob das jetzt auch alles seine Richtigkeit hat. Willi Wichtig am anderen Ende der Leitung ist aber nicht zufrieden: Das Formular müsse noch mal komplett abgeschrieben werden, nur weil das Datum rechts oben in der Ecke 14h zurück liegt! Ich mache deutlich, dass ich dies für Schwachsinn halte, weil man ja auch einfach das Datum ändern könnte, zumal es Tipex Korrekturen ja bereits an diversen anderen Stellen gibt! Aber “”Befehl ist Befehl” - Da könne man nichts machen. Wenigstens muss ich den Quatsch auch diesmal nicht selbst abschreiben sondern nur darauf warten, bis der Beamte damit fertig ist.

Schließlich ist das geschafft und ich kann an Bord rudern, das Dinghi an Deck hieven und verstauen. Leider muss ich dabei feststellen, dass die Schutzleiste am Kiel des Dinghis an einer Stelle ganz durchgescheuert ist und sich an anderer Stelle vom Rumpf abgelöst hat. Das wird so wohl nicht mehr allzu lange halten! Noch ein Grund die Reise in den äußersten Süden, wo ein Dinghi überall unbedingt gebraucht wird abzublasen.

Gegen 07:00 gehe ich ankerauf und segle bei achterlichem Wind Richtung Ausgang des Golfo Nuevo. Diesmal gibt es keinen einzigen Wal zu sehen. Dafür wiederholt sich im Bereich der Einfahrt zum Golf das Spiel mit den wechselhaften Winden. Der Wind schlägt zunächst von WSW auf ESE um und wird dann sehr bald schwach umlaufend. Da ich bis Niedrigwasser draußen sein will um nicht den starken Gezeitenstrom von vorne zu bekommen, motore ich eine Weile.

Später treibe ich ganz langsam bei Flaute meinem Ziel etgegen und werde dabei eine ganze Weile von einem kleinen Seevogel begleitet, der einen halben Meter neben dem Boot her rudert. Wenn ich dann mit einem Windhauch doch mal etwas schneller werde, kommt er nach kurzer Zeit wieder heran geflogen. Vielleicht erwartet er Fisch zum Abendessen. Die zugeworfenen Brotstückchen findet er nicht interessant.

In der Nacht ist leider auch kein Wind und so schiebe ich von 20-22 Uhr nochmals mit der Maschine. Danach gibt es ein klein wenig Wind und ich lasse das Boot über Nacht mit rund 3 Kn. nur mit dem Vorsegel laufen. Dabei finde ich halbstundenweise Schlaf, weil das Boot sich trotz des schwachen Windes sehr gut selbst steuert und keinerlei andere Fahrzeuge in Sicht kommen.

Mittwoch, 5. 12. 2012

Gegen 7 Uhr starte ich erneut die Maschine, da der Wind inzwischen wieder ganz eingeschlafen ist. Lediglich eine Strömung von ca. 1kn schiebt uns noch Richtung Ziel. Dabei läßt eine Dünung aus NE das Boot kräftig rollen

Später kommt dann wiederum ein leichter Ostwind auf, mit dem ich bei herrlichem Wetter gemütlich und doch mit 3-4 Knoten voran komme.

Nachmittags kommt es mir dann in den Sinn, dass Bart und Haare doch inzwischen entschieden zu lang sind. Also wird beides kurzer Hand mit dem an Bord befindlichen Bartschneider radikal gekürzt. Anschließend gibt es noch eine äußerst erfrischende Seewasser Dusche mit dem laut Wetterbericht ca. 13° “warmen” Seewasser. Letzteres kostet anfangs etwas Überwindung, aber hinterher fühle ich mich wieder richtig gut!

Insgesamt ist es ein komisches Gefühl, wieder so ganz allein unterwegs zu sein.

Donnerstag. 6.12.2012

Bis etwa 4 Uhr morgens schiebt mangels Wind erneut der Motor, aber danach übernimmt ein WSW Wind das weitere Vorankommen.

Zwar muss ich zum Schluss noch etwas aufkreuzen, weil die Windrichtung keinen ganz direkten Kurs zulässt, aber gegen 14 Uhr stehe ich dann vor der Einfahrt zu meinem Ziel. Das Seehandbuch verheißt dort einen perfekt geschützten Ankerplatz für Kleinfahrzeuge mit Ortskenntnis. Zwar habe ich weder Ortskenntnis noch eine Detail Karte von der Caleta Sara, dafür aber eine hervorragende Beschreibung in meinem auf Segler zugeschnittenen Handbuch. Obwohl die Einfahrt optisch wie beschrieben tatsächlich erst sehr spät sicher erkennbar ist und von dem im Revierführer angekündigten rostigen Gittermast mit blauem Oberteil keine Spur zu sehen ist, klappt die Einfahrt reibungslos. Schon während des Einlaufens bin ich ganz begeistert von diesem Idyll und schieße nebenbei eine ganze Reihe Fotos:


Da voraus soll die Einfahrt sein


Bald danach ist sie schon zu ahnen ...


Tatsächlich! Die Einfahrt war da und liegt nun achteraus


Gleich nach dem Ankern Besuch, der ganz gemächlich dicht am Boot vorbei gleitet.


Da für die Folgetage Sturmböen zu erwarten sind, benutze ich einen Felsnagel, um zusätzlich zum Anker eine Leine an Land festzumachen.













Gleich nach dem Ankern besucht mich ein Seelöwe, der ganz gemächlich dicht am Boot vorbei gleitet. Außerdem gibt es hier südamerikanische Austernfischer. Die sehen zwar etwas anders aus als ihre Verwandten an der Nordseeküste, geben aber praktisch die gleichen Laute von sich. Das weckt doch direkt Erinnerungen an Segeltörns im heimischen Wattenmeer!

Da ich in den nächsten Tagen laut Wetterbericht mit schweren Sturmböen rechnen muss und in der engen Bucht hier wenig Raum ist, bringe ich noch einen Leine an Land und einen zweiten Anker aus. Die Landleine befestige ich an einem Felsnagel, den ich in eine Felsspalte einschlage.

Das Gebiet hier ist inzwischen wohl auch ein Nationalpark, denn kurz nachdem ich meine Landleine ausgebracht habe taucht ein Ranger auf, der mich begrüßt und darauf aufmerksam macht dass dies ein Naturschutzgebiet ist. Es ist aber wohl kein Problem ein paar Tage zu bleiben, wenn man keinen Müll hinterläßt oder andere Umweltsünden begeht.

Abends sehe ich an Land noch einen Geländewagen am Strand ankommen. Ich wundere mich ein wenig, dass die beiden Insassen direkt neben dem Schild “No Camping” ihr Zelt aufschlagen und denke noch: Vielleicht sind es auch Park Ranger, die mich ein wenig im Auge behalten sollen. Ich kümmere mich aber nicht weiter darum, sondern ziehe mich zum Abendessen und ein, zwei Gläsern Wein zurück in die Kabine.

Freitag, 7. 12. 2012

Morgens rudere ich an Land, um die Umgebung zu erkunden. Insbesondere die in meinem Segel-Handbuch erwähnte große Pinguin Kolonie interessiert mich natürlich. Da staune ich nicht schlecht, als mir einer der beiden Camper am Strand entgegen kommt und mein “Buenos Dias” mit den Worten: “Mit mir kannst Du auch Deutsch reden” erwidert. Die beiden vermeintlichen Ranger entpuppen sich als Andreas aus Deutschland mit seiner italienischen Freundin Chiara. Sie durchreisen Südamerika zu Lande, haben aber dennoch eine sehr enge Beziehung auch zur Seefahrt: Sind sie doch hauptberuflich Skipper/Crew auf großen Motoryachten. Weil ihr derzeitiger Arbeitgeber sich gerade eine neue, größere Yacht bauen läßt, haben sie bis zur Übernahme derselben ein paar Monate Zeit, ihrer Lieblingsbeschäftigung nachzugehen: Reisen in fernen Ländern.

Die beiden wollen auch noch mal zur Pinguin Kolonie und wir verreinbaren, dass ich schon mal los gehe und sie mich unterwegs aufnehmen, nachdem sie ihr heute nacht erstmalig eingestztes neues Vorzelt abgebaut und verstaut haben. Hier gibt es auch wieder viele Guanakos, die hier auch gar nicht weg laufen, solange man langsam daher kommt.









Ich jogge streckenweise und die letzten 200m nimmt mich dann noch der Ranger im Wagen mit. - An sich unnötig, aber doch nett! So bin ich dann doch schon eine Weile am Ziel, als auch Andreas und Chiara ankommen. Die Pinguine sind auch hier ganz ohne Scheu und lassen einen ganz dicht an sich heran. Viele haben sich heute bei dem kühlen Wind in Erdlöcher verkrochen und dösen vor sich hin. Zwei Exemplare haben aber Anderes im Sinn: Sie paaren sich direkt vor meinen Füßen!

Bei einigen ist auch schon Nachwuchs im Erdloch und wir beobachten eine Möwe, die sich schnell mal eben ein Küken aus dem Nest holt, anscheinend ohne dass das Elterntier etwas dagegen unternehmen kann. Vielleicht war das Küken aber ohnehin schon tot, denn es rührt sich nicht mehr und nach kurzer Zeit läßt die Möwe es achtlos wieder fallen.

Nachmittags kommen dann heftige Böen auf und am Abend gibt es noch mal Action: Unter Deck sitzend höre ich ein merkwürdiges Geräusch vom Bug und muss an Deck feststellen, dass die Landleine lose ist! Ich hole die Leine ein und sehe, dass der Felsnagel verbogen ist und offenbar aus seiner Spalte gezogen worden ist. Zwar hält der nker mich im Moment auch alleine nahe vor den Felsen, aber das ist mir zu unsicher, also muss ich sehen, wie ich die Leine wieder fest bekomme. Da der Felshaken sich nicht bewährt hat, -(hauptsächlich wohl, weil keine richtig tiefe, passende Spalte zu finden war -) nehme ich ein Stück Kette mit, dass ich um einen Felsen lege und verknote. An diese Kette stecke ich dann die Leine und rudere damit zum Schiff, was bei dem Wind schon gar nicht mehr so einfach ist wie gestern. Schließlich ist die Leine aber wieder fest, und mit der Doppelkonstruktion aus Leine und Anker fühle ich mich erst mal wieder sicher.

8.-9.12. 2012

Der Samstag ist wie bereits im Wetterbericht angekündigt sehr windig, aber Milan liegt sicher auf ihrem Platz. Ich mache noch ein paar Mal Jogging/Wanderausflüge im Schutzgebiet, wobei mich am meisten die Pinguine interessieren. Ist schon faszinierend, diese seltsamen Tiere zu beobachten. Witzig ist auch, wie sie einen neugierig betrachten, wenn man dicht an ihnen vorbei geht: Sie drehen dann immer wieder den Kopf von einer zur anderen Seite und schauen einen so mal mit dem linken und mal mit dem rechten Auge an. Für die menschlichen Besucher ist von der Parkverwaltug ein Holzsteg eingerichtet worden, auf dem man ein Stück über dem Boden über die Pinguine hinweg laufen kann. So können die Pinguine ungestört den Touristen-Pfad in der unteren Etage queren. Einen Pinguin, der sich mitten auf diesen Holzsteg gelegt hat, kann ich auch berühren ohne dass er sich dadurch etwa in Bewegung setzen würde. Außer einer sehr halbherzigen Geste in der er mit dem Schnabel andeutungsweise in Richtung meiner Hand schnappt, bewegt er sich keinen Millimeter, sondern döst ungerührt weiter.

Am 8. 12. gelingt es mir endlich, mit dem argentinischen UMTS Stick Wetterbericht aus dem Internet zu holen. Ich hatte das zuvor schon ein paar Mal vergeblich von einem Hügel mit direkter Sichtverbindung zu dem Städtchen “Camarones” versucht. Die Verbindung war immer wieder unterbrochen worden, aber diesmal hat es geklappt, wenn auch die Übertragung mit einigen 100 Bytes pro Sekunde qüälend langsam war.

Gegen Abend des 9.12. laufe ich wieder aus mit Ziel Bahia Blanca also zurück Richtung Norden. Bis die Landleine von Algen befreit und eingeholt, der zweite Anker gelichtet und das Dinghi verstaut ist, vergehen in diesem Fall fast 2 Stunden!

Mit dem Einschlagen von Kurs 040 nach dem Auslaufen aus der Bucht ist die Entscheidung diese Reise vorzeitig, also vor Erreichen der Magellanstraße abzubrechen also endgültig gefallen. Zu viele Punkte sind es, die mir ein Fortsetzen der Reise in noch entlegenere, rauhere Gegenden nicht ratsam bzw. wünschenswert erscheinen lassen:





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