Tagebuch Überfahrt Horta Brasilien

12.10.2010

Es ist soweit, die Verproviantierung ist abgeschlossen, 25l Diesel, die ich während des Ausflugs nach Graciosa und Sao Jorge noch verbraucht hatte sind aufgefüllt. Letzte Woche habe ich nochmal einen Ausflug nach Graciosa zu meinen Freunden Erna und Marvin gemacht. Leider konnte ich nicht so lange bleiben wie geplant, da für letzten Donnerstag ein Sturm mit bis 10m Wellen angesagt war (an manchen Stellen sollen es dann tatsächlich bis zu 14m! gewesen sein), bei dem es in diesem Hafen nicht mehr sicher gewesen wäre. Also bin ich Mittwoch vormittag vorzeitig geflüchtet und bekam die Anfänge des Sturms dann leider schon am Nachmittag auf halbem Wege nach Velas auf Sao Jorge zu spüren: SSW 7-8, strömender Regen und schon ganz ordentlich Welle. So habe ich für die knapp 30sm nach Velas bis Mitternacht gebraucht(!) und habe zwischendurch schon manchmal gedacht, dass es zu Hause auch ganz schön wäre. Die Krönung war schließlich noch, dass in der Marina-Einfahrt quer über die Zufahrten Leinen von einem Fischkutter gespannt waren, die dieser in Erwartung des schlechten Wetters gespannt hatte. Ich dachte erst schon, dass ich gar nicht rein komme, denn der Kutter war nicht besetzt. Aber da einige Leinen durch Gewichte in der Mitte tief durch hingen, konnte ich mich vorsichtig darüber hinweg mogeln und fand nach einigem Suchen in dem für diese Jahreszeit unerwartet vollen Hafen noch ein sicheres Plätzchen an dem auch ich Sicherungsleinen nach allen Seiten spannte, - allerdings ohne Hauptzufahrten zu behindern.

Doch zurück zum heutigen Tag, der auch nicht wirklich angenehm verlief. Das Auslaufen bei frischem Nordwind war zunächst noch gut und ich segelte mit 5-7kn flott aus der Bucht. Doch schon bald nachdem ich die Windpilot Steuerung aktiviert hatte gab es Probleme, denn sie wollte einfach nicht sauber steuern. Es brauchte eine Weile bis ich begriff warum, denn von oben betrachtet reagierte alles an der Anlage ganz normal, nur das Steuerruder wurde praktisch nicht bewegt. Der elektronische Autopilot ist bei solchem Seegang nur schlecht zu gebrauchen und so war es eine ziemliche Turnerei zwischen Steuerrad und Anlage am Heck bis ich schließlich die Ursache fand: Das Pendelruder, das normalerweise die Steuerkraft liefert war kurz unter der Wasserlinie abgebrochen!




Da war guter Rat natürlich erst einmal teuer, denn ohne Steueranlage ist so eine Reise allein fast nicht zu machen oder zumindest ist es dann eine quälend langwierige Tortur. Umkehren hätte zu diesem Zeitpunkt schon einen vollen Tag Aufkreuzen gegen grobe See bedeutet. Ich ließ den Autopiloten also erst mal Kurs Richtung Kanaren (ca. 75sm, -7-8 Tage) steuern, was dieser – mit gelegentlicher manueller Korrektur – auch halbwegs schaffte. Nach einer Weile Nachdenken kam mir die Idee, ein Pendelruder aus dem Steckschott zu bauen. Dazu musste ich dieses lediglich der Länge nach mit dem Fuchsschwanz durchsägen und ein 10mm Loch bohren. Zusätzlich dichtete ich noch ein paar Stellen mit Pantera ab, an denen die Verleimung der Sperrholzlagen begonnen hatte auf zugehen (als Steckschott noch kein Problem, aber als Ruder 1-2Monate unter Wasser...) . Und – hurra!- Nach 4 Stunden Arbeit funktionierte die Anlage wieder.

Während der ganzen Operation war die See doch recht hoch (gute 3m) und als kleine Episode am Rande hatte sich unter Deck auch mal wieder eine Rolle Küchenpapier selbsttätig abgerollt:




Das Ergebnis der Pendelruder-Fertigung sah schließlich so aus (nicht ganz die ursprüngliche Länge, aber es funktionierte):




13.10.2010

Um 12 Uhr hatte ich trotz gut 4h nächtlicher Liegezeit bei geborgenen Segeln wegen Flaute dennoch rund 90sm gut gemacht. Gar nicht schlecht, wenn man zusätzlich die Probleme mit der Steuerung betrachtet. Habe das Deck gereinigt, das auf Backbord Seite ganz schmierig von etwas Dieselöl war. Da muss wohl beim Bunkern während der Schlauchübergabe doch etwas daneben gegangen sein, obwohl ich nichts davon bemerkt hatte. - Merkwürdig -.

Ich habe angefangen, das Buch Mma Ramotswe von Alexander McCall Smith zu lesen. Es stammt noch von Angela, die es mir nach dem Sommerurlaub da gelassen hat. Einfach herrlich, - und auch interessant wie man sich als Mann in vielem von dem wieder erkennt, was die weibliche Hauptfigur da mit viel Humor an Beobachtungen über das männliche Geschlecht beschreibt.

14.10.2010

Nachdem es bislang wunderschön sonnig, bzw. sternenklar war, ist es heute morgen zunächst einmal bedeckt und es regnet. - Und das Deck ist schon wieder ölig. Daraufhin habe ich mir den Dieselkanister auf dem Achterdeck nochmal ganz genau angesehen und siehe da: er war doch undicht! Und zwar durch zwei feine Risse an den Endpunkten zweier Versteifungen. Nach einem erfolglosen Versuch, dies am Standort abzudichten, musste ich ihn nun doch ins Cockpit schleppen und so lagern, dass die Risse trocknen können. Wenn der Regen vorbei ist will ich nochmal einen Dicht-Versuch unternehmen. Ansonsten muss er wohl so liegen bleiben, bis sein Inhalt in den Haupttank passt. Im Moment ist Flaute und da verbrauche ich schon mal etwas Brennstoff, zumal auch die Batterien etwas Energie vertragen können.

15.10.2010

Gestern konnte ich dann doch noch von 17-23 Uhr segeln und zwar mit Spinnaker. Danach schlief der Wind dann allerdings wiederum komplett ein und ich habe alle Segel geborgen. Mit kurzen Unterbrechungen konnte ich somit bis heute morgen 06Uhr schlafen und habe die ersten Stunden des Tages mit Wartungs- und Kontroll-Arbeiten verbracht: Seekühlwasser-Impeller vorsorglich gewechselt, Seekühlwasserfilter gereinigt und Stopfbuchse nachgezogen. Das Kühlwasser macht mir etwas Sorgen: Entweder ist nur die Kontrollöffnung verstopft, oder die Durchflussmenge ist tatsächlich reduziert. Da es am Impeller und am Filter nicht lag bin ich erst mal ratlos. Hoffe nur, dass es nicht der Wärmetauscher ist, denn da wäre mit Bordmitteln gar nichts zu machen. Vorläufig scheint die Temperatur im Betrieb noch im Sollbereich zu sein.

Der Dieselkanister, den ich gestern an zwei Stellen abgedichtet habe hat noch weitere undichte Stellen. Deshalb habe ich beschlossen, solange Flaute ist ruhig etwas länger zu motoren, damit ich ihn in den Haupttank entleeren kann.

Alles in allem gibt’s die ersten Tage doch schon allerhand Probleme und ich mache mir etwas Sorgen ob es wohl noch schlimmer kommt.

Das Etmal seit gestern 12 Uhr ist mit 45 sm natürlich total enttäuschend, aber wen wundert's bei der langen Zeit, die ich in der Flaute gestoppt lag oder nur sehr langsam gesegelt bin.

Am Nachmittag habe ich dann bei ganz leichtem aus SE aufkommendem Wind mal versucht mit den Segeln weiter zu kommen, musste aber feststellen, dass es nicht reicht: 0,5kn und das Großsegel knallte einige Male lautstark hin und her. Beim Bergen der Segel fiel mir ein kleiner Schwarm Seras sm Heck auf. - Das sind die kräftigen Fische, die mir damals vor den Kapverden schon mal einen Haken abgebrochen haben. Von diesen hier hätte ich mit meinem nun verbesserten Angelzeug sehr wahrscheinlich einen fangen können, aber das macht im Moment noch gar keinen Sinn, da ich noch viel zu viel frischen Proviant aus Horta an Bord habe, der mir sonst verderben würde.




16.10.2010

Die Nacht gab es zeitweise heftige Regenfälle, aber ich musste nur einige Male zum Ein- und Ausreffen raus. Immerhin war es relativ warm.

Der Ruderkoker hat in der letzten Zeit etwas Wasser gemacht. Habe 1-2 l aus der achteren Bilge geholt und den Koker kräftig nachgefettet. Vermute aber, dass dieses Wasser schon über Wochen angesammelt wurde. Nichtsdestotrotz muss ich das in den nächsten Tagen regelmäßig inspizieren. Abends schlief der Wind dann schon wieder ein, sodass ich erneut gezwungen war, die Segel zu bergen, damit sie sich in der Dünung nicht kaputt schlagen.

17.10.2010

Die ganze Nacht kein Wind, - mal von einer kleinen Episode gegen 2 Uhr abgesehen, wo leichter aufkommender Wind mich dazu veranlasste aus der Koje zu springen und beide Segel zu setzen. Aber just als ich mit allem fertig war, schlief der leise Hauch auch schon wieder ein! Also alles wieder runter und weiter schlafen. Da war mir das Regenwetter mit ordentlich Wind doch viel lieber. Irgendwie doch immer wieder ein etwas unheimliches Gefühl so allein, mitten im Nirgendwo still zu stehen und genau zu wissen, dass man ohne aufkommenden Wind auch das nächstliegende Land nicht erreichen kann. Das enttäuschende Etmal um 12 Uhr mittags: 48sm.

Von 12 bis 15 Uhr schob dann die Maschine ein Stück und lud die Batterien. Als ich diese gegen 15 Uhr dann wieder ausmachte, war ein ganz leichter SW Wind aufgekommen. - Zu wenig, als dass der Windpilot danach steuern hätte können, aber von Hand gesteuert durchaus nutzbar, da der Schwell mittlerweile deutlich abgenommen hatte. Nach einer Weile frischte der Wind sogar noch auf Bft 3-4 auf und es wurde ein traumhafter Nachmittag / Abend. Gegen Abend habe ich das Hähnchen das ich noch im Kühlschrank hatte im Backofen zubereitet und somit gab es ein richtiges Sonntags / Wind-Wiederkehr Festmahl:




Für die nächsten 3 Tage sollte davon noch was zum Aufwärmen übrig sein. Das ist dann auch das letzte Frischfleisch auf dieser Reise, von nun an gibt es bis auf frisches Gemüse, das noch übrig ist nur noch Konserven. Vielleicht allerdings auch nochmal frischen Fisch. - Ich werde in den nächsten Tagen mal das neue Angelzeug einweihen.

Nach einem wunderschönen Sonnenuntergang, folgte eine ebenso wunderschöne
und für 32° N/Oktober auch angenehm warme Nacht.

Nach dem Essen saß ich noch lange mit freiem Oberkörper an Deck und habe die Sterne betrachtet, geträumt ...

18.8.2010

In der Nacht und am Tage heute guter Wind aus WSW. Gestern Nacht Wetterleuchten voraus und an Bb, aber die dazugehörigen Gewitter blieben weit weg. Am Morgen war wieder strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Etmal schon ganz gut, aber noch steigerbar: 98sm.

19.8.2010

Seit gestern abend weiterhin nur sehr leichter Wind. Die Energiebilanz ist bei aktivem Kühlschrank dann leider immer recht schnell weit im Defizit: Heute morgen war die Batteriespannung nur noch bei 11,8V (unter Laststrom durch laufenden Kühlschrank, Leerlauf: 12,0), sodass ich die Maschine starten musste, die bei der Gelegenheit für ein bis zwei Stunden gleich noch die Geschwindigkeit etwas verbessern konnte.

Wenn der Wind den Windgenerator wie gestern tagsüber mit ca. 15-20kn an strömt ist genug Strom da, - sogar zusätzlich für das Notebook. Abschalten möchte ich den Kühlschrank noch nicht, weil immer noch zu viel Proviant drin ist, der mir sonst verdirbt. Anfang nächster Woche werde ich ihn dann wohl nicht mehr unbedingt brauchen. - Aber vielleicht habe ich ja bald auch wieder genug Windenergie dafür.

Ansonsten ist der Tag mit diversen kleinen Tätigkeiten ausgefüllt: Schreiben an der Software Doku für „DEME“, Spülen des Seekühlwasser Kreislaufs mit Essig (hoffe, dass ich damit dem etwas verminderten Durchfluss vor dem Auftreten echter Probleme entgegen wirken kann), Wäsche waschen, lesen ....

Beim Waschen ist doch tatsächlich meine „schöne“ kurze Hose zerrissen! - Insider, die das gute Stück, kennen, das mittlerweile wirklich „alt gefahren“ ist, werden jetzt sicher grinsen oder gar lachen. Man hatte mir ja schon öfters nahe gelegt, das Teil lieber nicht mehr anzuziehen. Nun ist es wohl soweit, bei nächster Gelegenheit werde ich meine Lieblingshose zu Grabe tragen müssen.

20.10.2010

Nichts Besonderes an diesem Tag, außer vielleicht, dass mir seit einiger Zeit ein kleinerer Fisch dicht hinter dem Heck folgt. Wahrscheinlich schätzt er die Versteckmöglichkeiten unter diesem „großen Fisch“ da oben. Vielleicht knabbert er auch gelegentlich am Algenbewuchs der mir leider schon etwas mehr geworden zu sein scheint. Nach den Stunden, die ich ohne Wind gestoppt lag ist das Etmal seit gestern Mittag erwartungsgemäß wieder bescheiden: 52sm.

21.10.2010

In der Nacht kam etwas Wind aus N auf, der mittlerweile auf NE gedreht hat und mich heute Vormittag erst mal ganz gut voran schiebt, - insbesondere nachdem ich gegen Mittag den kleinen Spinnaker gesetzt hatte. Heute morgen habe ich mir mal die Haare mit dem Elektroschneider geschnitten. Extrem kurz, sodass ich tagsüber jetzt erst mal Mütze tragen werde, damit es mir nicht die Kopfhaut verbrennt. Die Sonne wird von Tag zu Tag merklich kräftiger.

Seit heute morgen zieht ein kleiner Barsch sehr ausdauernd in der Bugwelle mit mir nach Süden.

22.10.2010

Der Spinnaker hat mir die ganze Nacht noch etliche Meilen nach Süden gebracht, bis ich ihn gegen 6 Uhr am Morgen bergen musste, da die Windpilot-Steuerung bei zunehmendem Wind und Seegang schon Schwierigkeiten bekam. Das Manöver war auch schon wieder nicht mehr ganz so einfach. - Habe mir die Finger ganz leicht verbrannt, als mir die Schot beim Einholen einmal wieder durch die rechte Hand rauschte.

In der Nacht war die Verbraucher-Batterie innerhalb weniger Stunden auf 9,7V(!) gefallen. Ich war ziemlich geschockt, als ich auf die Anzeige sah , musste dann destilliertes Wasser nachfüllen (Ok, das hätte ich natürlich VOR Abfahrt nochmal prüfen sollen...) und habe mit der Maschine etwas nachgeladen. Hoffe sehr, dass die Batterien nach dieser Episode noch durchhalten, denn sonst wird es problematisch mit Lichtern, Navigationselektronik etc. Auf den Kühlschrank muss ich auf jeden Fall bis auf Weiteres verzichten. Ist aber nicht schlimm, da mittlerweile ohnehin fast nur noch Getränke und etwas Käse drin ist.

23.10.2010

Ich bin wohl seit gestern schon mitten im Passat, der mich zur Zeit bei NE 5-6 flott in südliche Richtung voran schiebt. Das heutige Etmal ist mit 124sm das bislang beste auf dieser Reise. Der Windpilot hat hart zu arbeiten und ich hoffe, dass er das weiterhin durchhält: Der Kurs ist bei Seegang schräg von achtern mit 2-3m Höhe schwer zu halten und würde mir beim Steuern von Hand permanente Konzentration abverlangen. Bewundernswert, dass die Anlage das immer noch relativ gut schafft, obwohl man merkt, dass die Steuerkraft durch das verkürzte Not-Pendelruder manchmal zu wenig ist. Das Schiff läuft zeitweise mit bis zu 7kn. Des öfteren tauchen fliegende Fische aus dem Wasser auf. Vorhin habe ich mal eine Flaschenpost ausgeworfen. Ob die wohl jemals jemand lesen wird? Theoretisch müsste sie so in einem guten halben Jahr in der Gegend um Jamaica oder einer der Karibik Inseln südlich davon landen.

24.10.2010

Heute richtig trübes Wetter. Alles grau in grau. Wenn nicht die Temperatur bei 28°C läge könnte man glatt denken, man ist auf der Nordsee unterwegs. Wind immer noch günstig: E-NNE 5-6. Allerdings ist der Sollkurs von 180° am Kompass schwer zu halten. Immer wieder muss ich korrigierend eingreifen, da der Wind oft in Stärke und Richtung schwankt. Etmal seit gestern: 121sm. Bis Fernando de Noronha noch ca. 1550sm. Aber wenn die Winde mir da keinen Strich durch die Rechnung machen, tendiere ich immer mehr dazu das zu überspringen und als Erstes direkt eine Stadt an der Küste anzulaufen, z. B. Recife oder ca. 100sm weiter südlich Maceio. Allerdings ist es noch viel zu früh sich da festzulegen. Schließlich kann es noch soviele Verzögerungen geben.. Bin sehr gespannt, wie ich durch die Doldrums (wissenschaftlich: ITCZ) und anschließend im SE Passat voran kommen werde.

26.10.2010

Der 14. Seetag schon. Die Tage vergehen mittlerweile in einer steten Routine. Je nach Bedarf Segelfläche anpassen, Kochen, kleinere Reparaturen, sauber machen, - viel Zeit zum Nachdenken und Lesen. - Seit heute Nacht versuche ich mich mal wieder an einer portugiesischen Lektüre, aber das geht immer noch sehr zäh voran. Sehr schade ist, dass ich seit der Tiefentladung der Akkus keinen Strom mehr für das Notebook erübrigen kann. Eigentlich würde ich ganz gerne mit zwei Programmier Projekten weitermachen: Zum Einen Bugfixing an der DEME Software, zum Anderen mein AIS Annäherungsalarm, den ich in NautLog integrieren wollte. Gut dass ich für Letzteres auch die fertig gekaufte Lösung im GPS habe: - Das gibt mir nachts beim Schlafen doch ein sichereres Gefühl, so werde ich zumindest bei Annäherung von größeren Fahrzeugen geweckt. Allerdings ist seit dem 21. bislang kein einziges solches Schiff mehr in den Empfangsbereich des AIS Empfängers gekommen.

Ich habe an Hand der Energie, die der Windgenerator schätzungsweise von der Tiefentladung bis zum Erreichen der Ladeschlussspannung an die Batterien abgegeben hat, deren aktuelle Kapazität ganz grob abgeschätzt: Demnach komme ich auf ca. 30 Ah, - von ursprünglich 340(!). Da ich fürchte, dass dies bei jedem weiteren Ladezyklus schnell noch weiter absackt, wage ich es nicht mehr, die Batterien zu mehr als zum ganz kurzfristigem Puffern zu benutzen. Das heißt in der Praxis bei den aktuellen Windverhältnissen: Wind und Solarenergie können den Bedarf von AIS, Bordrechner, GPS und nachts Positionslichter / LED Innenlicht soweit decken, dass die Batterien praktisch nicht entladen werden. Da das Notebook 3-4 mal soviel Strom braucht wie alle o. a. Verbraucher zusammen ist das also nicht mehr drin. Und wenn die Batterien ganz ausfallen sollten wäre das schon ein enormer Verlust an Sicherheit, umso mehr je näher ich später der Küste mit dem dann sicher wieder zunehmenden Schiffsverkehr komme. Ergo fällt Notebook Nutzung vorläufig flach.

Im Augenblick ist die brasilianische Küste noch knapp 1500sm entfernt, dafür werde ich kommende Nacht wohl Santo Antao, die nordwestlichste Insel der Kapverden ca. 60sm westlich passieren.

Nach Studium meiner beiden Bücher über Ozeanpassagen habe ich mich entschlossen, in den kommenden Tagen folgende Strategie zu verfolgen: Zunächst noch einige Tage weiter auf SSE Kurs bleiben bis etwa 8°N/25,5°W (von heute an noch voraussichtlich 5-6 Tage), dann drehen in Richtung 28°W am Äquator. Das ist hoffentlich ein ganz guter Kompromiss zwischen zusätzlicher Strecke, Winkel am Wind im SE Passat und Breite der Doldrums. Aber wie die aktuellen Bedingungen auf der Strecke sein werden, kann ich natürlich nicht wissen. Bin sehr gespannt wie stark mich die Doldrums bremsen werden und wie unangenehm das Wetter dort tatsächlich ist...

Die Etmale gestern und heute wieder gar nicht schlecht: 122 und 119 sm. Distanz bis Fernando de Noronha zum Mittag: 1335sm.

27.10.2010

Gestern abend wollte mich noch ein großer Seevogel (ich glaube es war ein Basstölpel) besuchen. Er hat mich ein paar mal umkreist und wollte dann – wie es des öfteren auch schon Silbermöwen zuvor getan hatten – auf der Radarantenne landen. Leider führte sein Anflug gegen den Wind direkt durch die vom Windgenerator überstrichene Fläche! Ich hatte gerade noch ein Foto gemacht und begriff auch erst zu spät was er vor hatte. Sonst hätte ich ihn vielleicht durch lautes Rufen noch abschrecken können. So aber wurde er von den messerscharfen Rotorblättern am Schnabel und dann auch am Flügel touchiert. und ging dann mit gar nicht mehr so elegant anmutenden Flügelschlägen ein Stück achteraus auf dem Wasser nieder. Ich dachte erst noch darüber nach umzudrehen und ihn raus zu fischen. Aber er war dann auch sehr schnell schon außer Sichtweite und ich hätte ihn sicher ohnehin nicht zu fassen bekommen. Ich hoffe es ist doch nicht so schlimm wie es aber leider aussah und er erholt sich wieder.

Anschließend kam dann beim Blick in die Achterkajüte der nächste Dämpfer: Die achtere Bilge hatte nach knapp 2 Tagen schon wider ca. 1l Wasser durch den Ruderkoker genommen. Ich mache mir etwas Gedanken, ob das soviel schlimmer werden kann, dass es zum Notfall wird, glaube es aber eigentlich nicht wirklich. Heute habe ich so gut das unter dem Quadranten ohne direkte Sicht eben geht einen Streifen altes Handtuch in die Fuge gestopft und gesichert. - Es scheint das Rinnsal kurzfristig sogar gestoppt zu haben. Ganz dicht kann das natürlich mit Sicherheit nicht sein, aber im Augenblick neige ich zu der Ansicht, daß es wohl nicht zu einem kritischen Wassereinbruch werden kann. Ich werde es weiter beobachten. Im äußersten Notfall könnte ich bis morgen noch abdrehen und nach Mindelo (z. Zt. 70sm) gehen. Allerdings schätze ich die Reparaturmöglichkeit dort sehr schlecht ein. Wenn irgend möglich ist da Brasilien doch die wesentlich bessere Wahl um eine derartige Reparatur anzugehen.

Tagesetmal seit gestern Mittag: 109sm

28.10.2010

Seit gestern nachmittag ist nun kein Wasser mehr aus dem Ruderkoker in die achere Bilge gelaufen, was mir doch ein wesentlich ruhigeres Gefühl für die weitere Reise gibt. Ich hatte gestern nochmals Fett in den Koker und damit auch von innen an meine provisorische „Handtuch-Dichtung“ gepresst und das scheint den Ruderschaft zumindest vorläufig perfekt abzudichten. Fett alleine, ohne die provisorische Aussendichtung hatte zuvor gar nichts gebracht, aber beides zusammen ist offenbar recht wirksam.

Heute morgen lag mal wieder ein fliegender Fisch im Cockpit. - Nicht dass sie demnächst noch in die Kabine fliegen ;-)

Es wird merklich wärmer und die Luft ist sehr feucht. Man braucht Kleidung tagsüber eigentlich nur noch als Sonnenschutz.

Gegen Abend schlief der Wind leider wieder ein und ich musste die Segel mal wieder bergen und auf Wind warten. Zuvor konnte ich bei abnehmendem Wind mit dem großen Spinnaker immerhin noch ein paar Meilen gut machen.

Geschlafen wurde heute mal draußen auf dem Segelsack mit dem Spinnaker, der eine angenehm weiche Unterlage unter absolut sternenklarem Himmel bot.

29.10.2010

Gegen 3 Uhr morgens kam dann wieder leichter NNE Wind auf und ich konnte mit Groß und Spinnaker weiter segeln. Schon bald nahm der Wind sogar etwas weiter zu, sodass ich lieber auf den kleinen Spinnaker gewechselt habe. - Es lief zwar mit 5-6 kn eigentlich noch sehr gut, aber ich hatte keine Lust später bei zu viel Wind wieder mal wie ein aufgescheuchtes Huhn zwischen Steuerrad und Bug hin und her zu rennen, um einen wild gewordenen Spinnaker zu bergen.

Gegen 18 Uhr Winddrehung auf ENE und Zunahme au Bft 5, sodass ich auch den kleinen Spi bergen musste. Anschließend ging es eine Weile recht flott unter Groß und Genua voran, bis der Wind gegen 22Uhr wieder abnahm. Die Pantry wurde abends zur Backstube: Pizza für's Abendessen und Brötchen für die nächsten Tage.

Um mich herum sind schon den ganzen Tag einige Basstölpel, die mit mir nach Süden ziehen, während sie gleichzeitig nach Fisch jagen. Abends wollte dann einer fast auf dem Masttopp landen und ich habe versucht, ihn durch Signalhorn und lautes Rufen davon abzubringen, weil ich befürchte, dass er mir oben das Dreifarbenlicht oder die VHF Antenne beschädigen könnte. -Schließlich sind diese Vögel schon nicht so ganz klein und leicht -. Mein Gebrüll schien ihn aber nicht sonderlich zu beeindrucken und wenn die Mastspitze nicht zu stark geschwungen hätte, oder die verfügbare Fläche größer gewesen wäre, hätte er sich wohl ungeachtet meines Theaters da unten trotzdem drauf gesetzt. Diese eleganten Seevögel sind bestens an das Leben auf hoher See angepasst und es ist faszinierend ihnen dabei zuzusehen, wie sie gekonnt dicht über die Wellenkämme gleiten und gelegentlich nach einem fliegenden Fisch schnappen. Dennoch nutzen sie offenbar gerne mal ein trockenes, erhöhtes Plätzchen zum Landen, wenn sie ein solches zu sehen glauben. Immerhin hat dieser Vogel nicht versucht zwischen den Rotorblättern des Windgenerators hindurch zu fliegen.

Das Tagesetmal fiel natürlich nach den Stunden der Flaute in der Nacht wieder bescheiden aus: Nur 75sm.

30.10.2010

Zur Zeit stehen Mond und Sonne gegen Mittag ganz gut für eine astronomische Ortsbestimmung und so habe ich die letzten Tage immer genutzt, um mal wieder den Umgang mit dem Sextanten zu üben: Bislang stimmen die Orte immer recht gut mit dem GPS überein, obwohl die Handhabung des Sextanten mit der teilweise gelähmten rechten Hand deutlich schwieriger ist als früher. Dafür habe ich die früher notwendige langwierige Berechnung mit Hilfe von Tabellen durch die Berechnung in meinem Programm NautLog ersetzt. - Das eliminiert so manchen Fehler, den man früher beim Nachschlagen der richtigen Zahlenwerte machen konnte und geht zudem natürlich viel schneller. Gegen Abend nahm die Bewölkung zu und die sehr kurze Dämmerung ging über in eine rabenschwarze Nacht mit Regenschauern.

31.10.2010

Diese Nacht kam ich nur zu sehr kurzen Schlafpausen, weil der Wind bei den schnell aufeinander folgenden Regenschauern immer wieder drastisch in Richtung und Stärke wechselte, sodass ich eigentlich dauernd irgendwelche Anpassungen an den Segeln, bzw. am Kurs vornehmen musste. Es war dabei auch so dunkel, dass man kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Dementsprechend sah man die Böen natürlich nicht lange genug vorher kommen und somit konnte ich auch nicht bereits vorausschauend reffen.

Es ist hier jetzt auch nachts derartig warm, dass man bei Regen am Besten gar nichts anzieht. - Die nasse Kleidung ist auf jeden Fall unangenehmer als gar keine und das in nördlichen Breiten bei solchem Wetter angebrachte Ölzeug wäre hier definitiv zu warm.

Irgendwie habe ich das Gefühl bereits hier auf 10° Nord an den Rand der ITCZ gestoßen zu sein. Die Regenschauer und variablen Windrichtungen zwischen SSE und ENE legen diese Vermutung jedenfalls nahe.

Heute bin ich schon das zweite Mal so einem dicken Insekt (ca. 2,5cm lang) „begegnet“, das ein bisschen aussieht wie eine Kakerlake, ist aber wohl was anderes, villeicht eher eine Heuschreckenart

Exemplar flog mir direkt von oben in den Schoß(!), als ich achtern neben dem Steuerrad saß. Das erste Exemplar war bereits vor ein paar Tagen an Deck herum gelaufen, von wo aus ich es schleunigst ins Wasser befördert habe. Da dachte ich noch es wäre eine Kakerlake gewesen, aber die verlassen ja normalerweise auch nicht so ohne Weiteres ihren Unterschlupf, um sich in der prallen Sonne zu zeigen. Entweder die Tiere hausen oben im Mast oder sie kommen von Land her geflogen. Letzteres wären dann aber mindestens 520sm von den Bijagos Inseln bzw. 600sm vom afrikanischen Festland (Sierra Leone /Guinea Bissau). Beides kommt mir recht unwahrscheinlich vor, aber ich vermute dann mal eher, dass sie tatsächlich von Land kommen.

1.11.2010

Nachts wieder Flaute und heftiger Regen. Ringsum Wetterleuchten. Ich denke das muss jetzt die ITCZ sein. Bin einen Großteil der Nacht unter Maschine gelaufen und habe dann gegen 5 Uhr gestoppt um ein wenig zu schlafen. - Mein Schlaf bei laufender Maschine ist doch sehr unruhig, weil ich immer irgendwie auf veränderte Geräusche, Temperaturalarm oder Ähnliches horche. Gegen 7 Uhr kam dann wieder Wind aus ENE auf, sodass ich weiter segeln konnte, später dann mit dem kleinen Spinnaker.

In diesem Bereich ist erstaunlich viel Schiffsverkehr: Insgesamt 7 Schiffe in 24 Stunden! Eines davon, die HS BACH habe ich mal über VHF angerufen und gefragt, ob sie für mich eine kurze Nachricht nach Hause via email übermitteln können. Der Kapitän bzw. Wachoffizier war sehr entgegenkommend und wollte die Nachricht gleich schicken. - Mal sehen, ob das klappt. Ich habe Angela als ETA in Recife mal den 18.11. mitgeteilt, hoffe aber, daß ich es sogar etwas früher schaffe. Die Hitze macht im Augenblick selbst mir zu schaffen, obwohl ich sonst da nicht sehr empfindlich bin. -Und ich fahre dem Punkt an dem die Sonne Mittags im Zenit steht ja immer noch entgegen, d. h. es wird wohl von Tag zu Tag erst mal noch ein wenig heißer werden.

Ansonsten war der Tag wieder mit kleineren Arbeiten durchsetzt: Lenzen der Bilgen (wenn die Maschine läuft kommt leider immer ein wenig Wasser über die Stopfbuchse), Stirnlampe für die Nacht reparieren etc.

Habe auch wieder Gesellschaft von einem Basstölpel, der seine Kreise rings um das Schiff zieht.

Zur Nacht hin zogen erneut Regen und Gewitterwolken auf und ich hatte wieder wenig Schlaf. Diesmal kam ich einem der Gewitter schon so nahe, dass man auch den Donner hören konnte und es regnete sehr heftig. Gegen 02 Uhr war dann wieder Flaute und ich wollte ein Stück mit Maschine fahren, musste sie aber gleich wieder ausmachen weil kein Kühlwasser gefördert wurde. Also hieß es von Hand unter Segeln steuern, um dem sehr schwachen Wind noch ein paar Meilen abzugewinnen. Gegen 04 Uhr war dann ganz Schluss mit dem Wind und ich barg die Segel und schlief ein paar Stunden.

2.11.2010

Morgens habe ich erst mal gut gefrühstückt, um mich anschließend mit dem Maschinenproblem zu beschäftigen. Es stellte sich heraus, dass der praktisch neue Pumpen-Impeller schon wieder defekt war. Ist mir ein Rätsel wie das sein kann, es sei denn die Essigspülung des Kühlsystems, die mir in Horta ein Segler empfohlen hatte war doch keine so gute Idee. - Evtl. verträgt das Gummi diese gut gemeinte Behandlung gar nicht gut. Ich hoffe sehr, daß dieser Impeller länger hält, da ich nämlich nun keinen Ersatz mehr an Bord habe. - Noch eine Sorge mehr... Werde die Maschine eben nur sparsam einsetzen, aber das ist leichter gesagt als getan in dieser Flautenregion.

Der gesamte Seekühlwasserkreis scheint guten Durchfluss und keine Undichtigkeiten zu haben. Habe jetzt eigentlich alles überprüft, lediglich die Inspektion des Wärmetauschers habe ich nicht durch Augenschein, sondern nur indirekt mittels Durchpusten vorgenommen. Aus der Kontrollöffnung oben kommt immer noch kein Wasser. Mittlerweile vermute ich, dass mehr Wasser für das wassergeschmierte Wellenlager abgezweigt wird, welches inzwischen vielleicht etwas mehr Spiel hat. Darauf deuten auch die lauteren Geräusche vom Wellentunnel hin. Wenn das stimmt, kann ich zwar bezüglich der Kühlung beruhigt sein, aber dafür ist dann das Wellenlager evtl. das nächste Problemkind. Am Heck setzen sich mittlerweile auch schon kleine Muscheln an. Fazit: Wenn das Schiff, wo auch immer in Brasilien mal wieder an Land kommt, gibt es jede Menge zu tun. Ich brauche dafür dann am Besten eine Yachtwerft, da einige Arbeiten, wie z. B. der Ruderkoker oder auch das Wellenlager nicht von mir in Eigenregie zu machen sind. Unter den gegebenen Umständen war das Mittags-Etmal mit 82sm gar nicht mal so schlecht.

Und dann konnte ich noch eine weitere Insektenart an Deck beobachten, die ich zuvor noch nie an Bord gesehen hatte. Deshalb bin ich mittlerweile ziemlich sicher, dass die Tiere tatsächlich über diese weiter Distanz (inzwischen sind es mindestens 600sm von den Bijagos) über See geflogen kommen.

3.11.2010

Nachdem ich von ca. 23 Uhr bis gegen 2:30 recht angenehm segeln konnte kam eine tief schwarze Schauerwolke von achtern auf, die mich veranlasste, die Segel unverzüglich stark zu verkleinern. Ich war noch gar nicht ganz fertig damit, da ging es auch schon los: Es schüttete wie aus dem Feuerlösch-Schlauch und der Wind briste auf Bft 7 auf. Dieses garstige Wetter hielt dann eine gute halbe Stunde an und dann war mal wieder Flaute. Ich hatte mir zwar zunächst vorgenommen, die Maschine nur noch sehr sparsam zu nutzen, aber auf der anderen Seite will ich auch möglichst bald aus dieser ITCZ mit ihrem verrückten Wetter heraus und so habe ich mich entschlossen doch schon wieder zu motoren. Die gefühlte Temperatur in diesem Regenschauer war schon deutlich unangenehmer als zuvor, sodass ich diesmal Ölzeug an hatte.

Es hat die ganze Nacht mehr oder weniger stark geregnet, wobei nur sehr wenig oder gar kein Wind blies. Im Moment habe ich die Nase doch ziemlich voll. Der Ruderkoker nimmt auf diese Weise natürlich auch wieder deutlich mehr Wasser, als wenn der Windpilot steuert.

Das Etmal ist wieder alles Andere als befriedigend: 71sm. -Ist natürlich auch kein Wunder bei den vielen Flauten und mit Maschine bin ich dann ja auch absolut nicht schnell: 4kn bei 1800rpm und mit mehr will ich die im Dauerbetrieb lieber nicht belasten, ganz abgesehen davon, dass dann der Kraftstoffverbrauch schnell steigt.

Dafür gibt es ein kleines Highlight: Bis Recife sind es jetzt knapp unter 1000sm. -Beim Start in Horta waren es Luftlinie noch 2820sm, d. h. ich habe beinahe 2/3 geschafft!

Nachdem ich heute 11h unter Maschine gefahren bin, habe ich abends beschlossen doch erst mal wieder auf Wind zu warten und liege gestoppt auf 5°44'N,26°W. Hier gibt es recht viel kleine Fische, was sich aber natürlich nicht in einem Angelerfolg manifestiert hat. Gerade ist eine große Libelle vorbei geflogen. Ich war bislang immer der Meinung, dass sich solche Insekten nicht weit vom Land entfernen, - Weit gefehlt, denn hier sind es immerhin 670sm bis zum nächsten Stück Land!

4.11.2010

Über Nacht hatte ich die Segel wieder mal geborgen, nachdem das Zwischenspiel mit einer leichten Brise aus NW gestern Abend wieder beendet war. Während ich die Nacht über selig geschlummert habe bin ich mit der Strömung nochmal ca. 3sm nach SE gedriftet und siehe da: Heute morgen ist die dichte Wolkendecke einem strahlend blauen Himmel mit Schönwetter Cumuli gewichen und es weht ein ganz leiser Hauch aus SE. Es sieht ganz danach aus, daß dies der äußerste Rand der sehnsüchtig erwarteten Südost-Passat Region ist. Bin dann noch ein paar Runden um's Schiff geschwommen, habe dabei ein wenig Bewuchs im Wasserpassbereich abgeschabt und nun Segel gesetzt. So geht es erst mal wieder ganz langsam mit 2-3kn Richtung SW vorwärts. Bis zum Äquator sind es heute morgen noch ca. 360 sm und wenn der Südostpassat die Erwartungen erfüllt sollte ich „die Linie“ von nun an in 3-4 Tagen erreichen können.

5.11.2010

Meine Freude über den SE Passat war offenbar verfrüht: Seit heute 3 Uhr ist wieder Flaute und ich habe mich nach dem Aufstehen um 7 Uhr entschlossen doch schon wieder die Maschine einzusetzen, - in der Hoffnung weiter im Süden auf stetigeren Wind zu stoßen.

Mittags hieß es dann – immer noch bei Flaute – Maschine aus und Treibstoffbestand peilen. Es ist nur noch ca. ¼ übrig und das reicht grob überschlagen nochmal für 35h oder bei der mageren Geschwindigkeit unter Maschine ca. 130sm. Allerdings ist es mit der kaputten Batterie nicht ratsam jetzt alles auf einmal zu verbrauchen, da ich verteilt über die gut 900sm die noch vor mir liegen ja immer mal wieder zusätzlichen Strom erzeugen muss, wenn Wind- und Solarenergie gerade nicht reichen. Ohne Licht und auch AIS Annäherungsalarm möchte ich wenn irgend möglich auf dieser viel befahrenen Route nicht fahren müssen. Nachmittags lag ich also notgedrungen gestoppt und musste zu allem Überdruss feststellen, dass die Strömung mich hier mit ca. 0,7kn nach NW, also zurück versetzt. Dies ist wieder einer jener Tage, an denen man die Segelei verflucht und sich fragt warum man nicht zu Hause geblieben ist. Ich habe einen überholenden (oder sollte ich besser sagen vorbei fahrenden) Frachter über VHF angerufen und ihn nach aktuellen Wetter Infos gefragt: Nachdem was er vorliegen hatte soll es erst in 2-3 Tagen wieder nennenswert Wind geben – erst NE 2-3 und später E-SE 4-5.

6.11.2010

Diese Nacht ist Schlafen zum ersten Mal auf dieser Reise praktisch ganz ausgefallen. Um wenigsten die Rückwärts Drift zu verlangsamen oder auszusegeln habe ich versucht mit Spinnaker und später dann nach einer Winddrehung mit Groß und Genua aus dem extrem schwachen Wind ein bisschen Fahrt zu gewinnen. In der Phase mit achterlichem Wind / Spi konnte ich jedoch lediglich eine Zeitlang die Rückwärtsdrift in eine Querdrift umwandeln. Später mit dem etwas stärkeren Ostwind war es dann immerhin möglich wieder ein klein wenig der verlorenen Strecke gutmachen. Natürlich musste das alles von Hand gesteuert werden, da die Fahrt für den Windpilot zum Steuern bei weitem nicht ausreichte. Das Gesamtergebnis heute morgen ist erwartungsgemäß frustrierend: Ich habe absolut nichts nach Süden gut gemacht und stehe lediglich 10sm westlich der gestrigen Mittagsposition. -10sm in die falsche Richtung in 20h! Da kommt doch Freude auf.

Später am Tag ging es dann mit Spinnaker aber doch wieder, -wenn auch langsam-, voran. Gegen Abend zog wieder mal eine Schauerbö auf, die ich mit Argusaugen verfolgte. Ich wollte den Spi schließlich so lange wie möglich stehen lassen und es gelang mir diesbezüglich auch eine Punktlandung: Praktisch auf die Minute mit Einsetzen der ersten Windstöße war der Spi unten und ich konnte mit der bereits gerefften Genua und dem Groß bei 5-6kn Fahrt weiter segeln. Nach Durchzug gab es dann nicht wie sonst in den letzen Tagen wieder Flaute, sondern es blieb ein leichter östlicher Wind, der sich mehr und mehr stabilisierte. Mit Einbruch der Dunkelheit war der Wind tatsächlich so stetig, dass das Schiff sich wieder selbst steuern konnte.

7.11.2010

Jetzt scheint tatsächlich der SE Passat eingesetzt zu haben: Seit gestern abend blieb der stetige östliche Wind mit 3-5Bft erhalten. Er wechselt in der Richtung zwischen ENE und SE, bleibt aber in der Stärke relativ stetig.

Mit dem heutigen Tag ist allerdings ein neues technisches Problem aufgetreten: Quietsch-Geräusche am Vorstag und ein zu großes Spiel des Vorstag-Profils lassen vermuten, daß ein oder mehrere Kunststoff Abweiser, welche die Profilstücke normalerweise um das Vorstag zentrieren sollen gebrochen sind. Das muss mit auf die Werft-Liste, ist aber so wohl im Moment nicht weiter von Bedeutung.

8.11.2010

Weiterhin stetiger Wind aus Südost, was allerdings meine bisherige Taktik in Frage stellt: Den Äquator werde ich so wohl leider nicht bei 28°W sondern eher bei 31° überqueren können. - Wenn der Wind nicht bald wieder mehr nach Ost dreht, werde ich wohl später gegen Strom aufkreuzen müssen, was die Reise natürlich deutlich verlängern würde.

Gegen Abend drehte der Wind kurzfristig mit dem Ergebnis das das Schiff unbeabsichtigt durch den Wind ging und das achteraus nachgeschleppte Angelzeug an Stelle eines Fisches das eigene Ruder „gefangen“ hatte. Glücklicherweise konnte ich es aber ohne Köderverlust und ohne Tauchgang wieder frei bekommen.

9.11.2010

Der 28. Seetag und immer noch rund 700sm bis Recife. Sieht bald so aus, als ob der 18.11. als Datum für die Ankunft, der mir noch vor zwei Wochen als konservative Schätzung erschien auch nicht zu halten ist. Dabei habe ich ehrlich gesagt so langsam genug und würde jetzt gerne bald mal ankommen.

Wind und Stromversetzung haben mich anscheinend aus der Haupt-Schiffahrtsroute heraus versetzt. - Jedenfalls habe ich heute zum ersten Mal in den letzten 10 Tagen den ganzen Tag über noch kein einziges Schiff gesehen. Ich wäre ja auch lieber weiter den direkten Kurs gefahren, aber mit dem Segelboot geht das eben oft nicht. Frustrierend ist es schon zu sehen, wie träge sich das Schiff bei dem leichten Wind voran schiebt, und dann auch noch nicht mal auf dem richtigen Kurs. Dennoch, so ganz schlecht sind die Etmale trotz allem auch wieder nicht, obwohl sie natürlich keinerlei Anlass zur Begeisterung geben: Gestern und heute 76 und 73sm. Wird noch spannend, wie gut oder schlecht ich um das Cap Sao Roque an der Nordost Ecke von Brasilien herum kommen werde. Wenn der Wind so bleibt wird das sehr mühselig und langwierig werden. Aber noch hoffe ich ja auf Winddrehung. Morgen werde ich wohl in den Bereich einiger unbewohnter Fels-Inseln kommen, die ca. 520sm nordöstlich von Cap Sao Roque liegen und bereits zu Brasilien gehören (Penedos de Sao Pedro e Sao Paulo). Je nach Windrichtung bekomme ich sie vielleicht sogar bei Tage zu sehen.

Gegen 19 Uhr am Abend gibt es zunächst eine heftige Schauerbö und danach dann gar keinen Wind mehr, dafür einen Seegang von ca. 2m Höhe, der sich bei Stillstand des Bootes schon recht grob anfühlt. Ich beschließe, bis 20 Uhr mit Masch. zu fahren um danach mal wieder abzuwarten was der Wind macht, denn das Fahren mit 2000rpm gegen diese See ist alles Andere als effizient und verbietet sich somit bei dem begrenzten Kraftstoff Vorrat für längere Zeiten.

Ich nehme derlei Widrigkeiten zwar inzwischen gleichmütig entgegen und reagiere mechanisch darauf, aber ich kann nicht behaupten, daß mir das Ganze so im Moment noch irgendwie Spaß macht.

10.10.2010

Die ganze Nacht über sehr schwacher Wind, sodass ich sehr wenig Schlaf bekam, da immer wieder etwas an Segelstellung und Windpilot zu ändern war. Mehrere Male ging das Schiff auch ungewollt über Stag, sodass ich wieder zurück wenden musste. Über Nacht kamen dann doch noch 2 Schiffe in Sicht, eins mit Nordost-Kurs, das Andere südwestwärts fahrend.

Um 15:30 habe ich dann bereits das erste Stück Land, das zu Brasilien gehört nahe bei passiert: Die „Penedos de Sao Pedro e Sao Paulo“, das ist eine kleine Gruppe unbewohnter Felsen vulkanischen Ursprungs, die ca. 520sm vom brasilianischen Festland entfernt ist. Dicht dabei lagen auch zwei Fischer, von denen einer versucht hat mich über Funk anzurufen, aber leider sprach er kein Englisch und mein portugiesisch hat gerade gereicht, um den Anruf als solchen zu verstehen. Allerdings hätte ich mich vielleicht ruhig trauen sollen, auf portugiesisch und nicht auf englisch zu antworten: Vielleicht wäre ja doch zumindest ein sehr einfaches Gespräch zustande gekommen. Naja, bei nächster Gelegenheit werde ich mich mal zwingen diesbezüglich mutiger zu sein.

Während ich auf die Inselgruppe zu segelte war übrigens tatsächlich mal wieder etwas länger optimaler Wind, sodass ich die Strecke von 7sm zwischen dem in Sicht kommen und dem Passieren in wenig mehr als einer Stunde zurück legen konnte. Aber mittlerweile hat es schon wieder abgeflaut.

11.11.2010

Die ganze Nacht hat es mehr oder weniger durchgängig, zeitweise heftig geregnet und rings umher waren Gewitter. Offenbar hat die ITCZ sich irgendwie verlagert und mich erneut eingekreist. Diesmal ist es sogar schlimmer als zuvor.

Zwischen 23 und 01:20 gab es nochmal ein Zwischenspiel mit umlaufenden Winden, denen ich mit viel Arbeit gerade einmal 1sm nach Süd abringen konnte. Danach habe ich mich dann hingelegt und die paar Male wo der Wind nochmal für kurze Zeiten aus unterschiedlichen Richtungen kam ignoriert. Der Seegang war immer noch relativ hoch und der Aufwand die Segel jeweils für ein paar Minuten in rabenschwarzer Nacht zu setzen bis sie wiederum knallend im Seegang schlagen schien mir nicht mehr gerechtfertigt. Heute morgen hat der Seegang sich wieder einigermaßen beruhigt und so habe ich es mit einem leisen Hauch aus SE nochmal versucht, aber auch das ging nur eine viertel Stunde gut. Jetzt lasse ich mal für eine halbe Stunde die Maschine schieben, damit auch die Batterien wieder voll sind und ich diese Zeilen am Rechner schreiben kann, ohne mir über den Stromverbrauch Gedanken zu machen.

Während einer der zahlreichen Flauten bin ich zur Erfrischung mal ins Wasser gesprungen und ein paar Züge geschwommen (nachdem ich vorher die Badeleiter eingehängt hatte;-) Zunächst war ich erstaunt, wie warm das Seewasser hier schon ist: regelrecht lauwarm, bestimmt 28 oder 30°C. Nachdem ich ein paar Züge an dem Biotop entlang geschwommen war, das sich mittlerweile auf der Außenhaut angesiedelt hat, spürte ich plötzlich ein leichtes Ziehen am linken Unterarm und wie ich den aus dem Wasser hebe muss ich sehen, dass sich ein kleiner Putzerfisch oder sowas ähnliches daran festgesogen hat. Puh habe ich mich erschrocken, - wahrscheinlich genau wie der Fisch, als er plötzlich aus seinem Element gehoben wurde. Er ließ nach kurzem Schütteln auch gleich los, dennoch war mir die Sache dann irgendwie nicht mehr geheuer und ich beendete das Bad unverzüglich

Bald danach kam zunächst leichter dann stetig zunehmender Südost Wind auf. Der Südost Passat???

12.11.2010

Dies scheint nun endlich tatsächlich der Südost Passat zu sein. -Jedenfalls weht er bereits seit Stunden stetig mit 5Bft und so konnte ich den Äquator bereits um 02:00 nachts überqueren. Aus diesem Anlass gab's dann doch mal ein Gläschen Likör.

Ich muss zwar am Wind segeln, kann aber immerhin ein kleines Stück gegenüber dem Sollkurs von 210° vorhalten, sodaß ich noch ein klein wenig Reserve habe, falls der Wind noch südlicher drehen sollte. Meine ursprünglich geplante Taktik den Äquator bei 28° W zu überqueren konnte ich wegen der Flauten und der Stromversetzung nicht ganz umsetzen. Ich habe den Äquator vielmehr auf 30° W überquert, was am äußersten Rand dessen liegt, was in den Büchern noch als empfehlenswert gilt, wenn man Kap Sao Roque ohne kreuzen zu müssen runden will. Ich werde solange es geht vorsichtshalber erst mal etwas östlicher steuern als der direkte Kurs verlangen würde.

13.11.-14.11.2010

An diesen Tagen herrschte konstantes Südost Passat Wetter, leider bislang nicht wie erhofft mit eher östlicher Richtung sondern tatsächlich Südost, sodaß ich immer noch am Wind segeln muss. Wenn es so bleibt, kann ich aber den Kurs nach Recife immerhin noch gerade so anliegen.

Nachts ist jetzt das Sternbild „Kreuz des Südens“ am Himmel zu sehen, der Orion steht im Zenit.

Wiederholte Versuche mit dem Angelzeug haben noch keinerlei Erfolg gebracht.

Frachtschiffe sind mir dieser Tage nun nicht mehr begegnet, dafür konnte ich in der Nacht zum 14. zweimal den Widerschein von sehr hell beleuchteten Fahrzeugen eben über dem Horizont ausmachen: Wahrscheinlich Fischer mit Arbeits-Scheinwerfern an Deck – und ohne AIS Kennung. Werde also die kommenden Nächte besser nicht mehr so lange am Stück schlafen.

Das Befestigungsband am Schothorn des Großsegels ist gerissen. Reparatur wäre jetzt sehr aufwändig, da ich das Segel dazu vom Baum abnehmen müsste. Daher habe ich es ein wenig eingerollt und so steht es wieder fast normal. Ich habe nicht den Eindruck, daß ich dadurch nennenswert Fahrt oder Höhe am Wind verloren habe und so kann ich erst mal damit leben. Die Etmale auf Grund des Am Wind Kurses nicht berauschend, aber alle Mal zufriedenstellend: 84 und 90sm. Am 14. mittags sind es bis Recife noch 349sm.

15.11.2010

Das Ziel rückt näher: Heute nacht gegen 4 Uhr habe ich die zweite brasilianische Inselgruppe auf dieser Reise ca. 10sm östlich davon passiert: Das Arquipelago de Fernando de Noronha, die ich anfangs ja auch als Zwischenstopp eingeplant hatte, aber nun will ich wegen der Batterieprobleme doch direkt das Festland ansteuern.

Morgens waren dann viele verschiedenartige Seevögel um mich herum und ich konnte beobachten, daß ihre Fischjagd hier erfolgreich war. Außerdem sah ich schemenhaft einen großen Sera ein Stück vom Schiff entfernt. Was lag also näher, als es auch mit der Angel zu versuchen. Gesagt, - getan: Angel mit zwei Ködern ausgebracht, einem schweren, und einen leichten Kalmar-ähnlichem. Eine Weile später hatte ich zwar keinen Fisch, aber einen schweren Köder wenige. Der war nämlich abgerissen worden, - die Quetschhülse am Ende des Drahtvorfachs hatte nachgegeben. Also ist das Angelzeug immer noch zu schwach. Mit den Drahtvorfächern war ich ohnehin schon ein bisschen skeptisch gewesen, da ihre Bruchlast nur 15kg betrug, aber dann hate ich doch gedacht, daß dies reichen müsste. Nun ja man lernt nie aus.

Aber dann, kurze Zeit nachdem ich die vorausgegangenen Zeilen geschrieben hatte war das Anglerglück mir dann doch noch hold: Eine wunderbare Goldmakrele hing an dem Kalmar-Köder und ich konnte sie auch erfolgreich an Bord befördern. Der Fisch hat genau die richtige Größe um für 2-3 Tage meinen durch Konservenkost bestimmten Speiseplan aufzuwerten. - Wahrscheinlich hätte ich das Exemplar, daß den anderen Köder abgerissen hatte alleine gar nicht verwerten können.

Am Nachmittag begleitete mich eine ganze Gruppe von Goldmakrelen, teilweise dicht an der Seite nebenher schwimmend und teilweise in der Bugwelle. Geangelt wird natürlich vorerst nicht mehr, da ich ja erst einmal genug Fisch habe. So bleibt es beim interessierten gegenseitigen Beobachten: Ich habe ein wenig den Eindruck, dass die Fische noch näher heran kommen, wenn ich auf dem Seitendeck stehe.

16.11.2010

Es gibt jetzt immer mehr kleine Fischereifahrzeuge ohne AIS in der Umgebung. Sonst keine besonderen Vorkommnisse. Leider musste ich den kleineren Teil von meinem gefangenen Fisch weg werfen, da er trotz Einlegen in Essiglösung irgendwie unappetitlich roch und das Risiko einer Fischvergiftung schien mir das dann doch nicht wert zu sein. Ich habe wohl die Essig-Konzentration zu klein gemacht, denn beim letzten Mal hielt sich der Fisch so trotz der ebenfalls hohen Temperatur so 3 Tage.

Ich erwarte nun sehnsüchtig und gespannt den Landfall, - voraussichtlich am 18. Besonders gespannt bin ich diesmal, weil ich hier erstmalig in meiner Segel-Laufbahn keine auf Yachten zugeschnittenen Informationen über den Zielhafen habe. Ich habe nur ein britisches Seehandbuch von 1975 und eine nicht allzu detailreiche Karte. Beides gibt nur Infos über den kommerziellen Teil des Hafens wieder. Wo man einen günstigen Liegeplatz für so ein kleines Fahrzeug wie das Meinige findet steht da nirgends. Dafür habe ich die Information dass man dort zertifizierte Entrattung durchführen lassen kann...Nun ja, ich hoffe ich kann vom Hafenamt über Funk das Wichtigste erfragen.

17.11.2010

Heute Vormittag habe ich erst mal gründlich Reinschiff, insbesondere in der Toilette gemacht und aufgeräumt. Auch die Angelrolle habe ich schon abgebaut und mir Frischwasser gereinigt.

Die Bilanz am Mittag sehr erfreulich: Etmal 94sm und nur noch 79sm verbleibend bis Recife!

18.11. 2010

In der Nacht und morgens nur recht leichter Wind, sodass ich gegen 4 Uhr den Spinnaker gesetzt habe. Da waren schon die Lichter von Recife als Widerschein und bald auch das Leuchtfeuer von Ponta Olinda, wenig nördlich von Recife zu sehen. Um 11:49 (immer noch Bordzeit=UTC) war es dann vollbracht: Nach knapp 37 Seetagen und effektiv gesegelten 3100sm lag ich an einer Boje vor einem kleinen Yachtclub im brütend heißen Hafen von Recife. Das Einklarieren wurde auf morgen verschoben: Es scheint eine ziemlich umständliche Prozedur zu sein, zuerst muss man ganz zum Flughafen zur Passkontrolle, dann folgen diverse andere Stellen. Na mal sehen. Am Nachmittag bin ich durch die quirligeGroßstadt gelaufen. Das war natürlich nach den 37 Tagen ohne eine Menschenseele in meiner Nähe eine ziemliche Schocktherapie: So viel Krach und ein unbeschreibliches Menschengewimmel. Aber ich werde mich schon wieder daran gewöhnen.


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